Am Anfang kam ein wenig Hektik auf in der Kirche Sankt Remigius in Leverkusen-Opladen. Gerade hatte man hier noch zusammen die Heilige Messe zum Fest Kreuzerhöhung gefeiert. Nun sollte pünktlich um 19.05 Uhr eine Video-Schaltung nach Köln beginnen.
Live von dort aus begrüßten Generalvikar Dr. Markus Hofmann und die Vertreterinnen und Vertreter der fünf Arbeitsfelder der Aktuellen Etappe des Pastoralen Zukunftsweges die Teilnehmenden der Seelsorgebereichsforen an verschiedenen Orten des Erzbistums.
153 Veranstaltungen – 174 Seelsorgebereiche
Das Seelsorgebereichsforum am 14. September in Leverkusen-Opladen war eine der erste von insgesamt 153 Veranstaltungen dieser Art, die in den nächsten Wochen im ganzen Erzbistum stattfinden, 174 von insgesamt 180 Seelsorgebereichen sind daran beteiligt. "Wie können und wollen wir im Jahr 2030 und auf dem Weg dorthin Kirche sein?" Dies herauszufinden ist das Ziel der Veranstaltungen. Im Mittelpunkt steht dabei der Austausch über den Zwischenstand der Überlegungen zum Thema "Pfarrei der Zukunft".
Alle, die dabei mitgestalten möchten, sind herzlich eingeladen, sich zum Termin in der eigenen Gemeinde anzumelden. An fünf weiteren Abenden finden die Foren statt, bevor sie am 6. Oktober ihren Abschluss unter anderem in Bornheim, Ratingen und Troisdorf finden. Dabei konnten die Seelsorgebereiche vor Ort wählen, ob sie physisch zusammenkommen oder aufgrund der derzeitigen Erfordernisse durch die Corona-Schutzverordnung eine Videokonferenz bevorzugen.
Wie sieht die "Pfarrei der Zukunft" aus?
Ob analoge oder digitale Veranstaltung: Nachdem gemeinsam ein erläuterndes Video zur "Pfarrei der Zukunft" angesehen wurde, wurden die Fragen "aus der Fläche" des Erzbistums aus jedem zugeschalteten Forum live nach Köln gegeben und noch am Abend beantwortet.
Die Fragen, die die Teilnehmenden in Opladen am meisten bewegten: Wie sieht in der neuen "Pfarrei der Zukunft" eine Gemeinde aus? Kann etwa auch ein Kindergarten oder ein Straßenzug eine Gemeinde bilden? Welche Rolle spielt die Ökumene? Und die vielleicht brennendste Frage, wenn man bedenkt, dass sie außer aus Leverkusen noch aus Düsseldorf, Kürten und Rotbach eingesendet wurde: Wo kommen die ganzen Leute her, die demnächst in der "Pfarrei der Zukunft" das Gemeindeleben tragen? Wie motivieren wir auch junge Leute?
Pfarrer Franz Meurer, Leiter des Arbeitsfeldes "Geistlicher Kulturwandel und Vertrauensarbeit" hatte zu der letzten Frage einen persönlichen Tipp parat: "Ich frage mich immer, wo ich selbst gerne mitmachen würde." Weiterhin sei es wichtig, dass Ehrenamtlichen vertraut und nicht überall reingeredet würde. "Dann kommen die ganz von selbst", ist Meurer überzeugt.
Größere Pfarreien keine Traumvorstellung
In der Diskussion vor Ort in Leverkusen betont Stadtdechant Heinz-Peter Teller: "Man wird nicht dadurch katholisch, dass man eine gewisse Anzahl von Stunden ehrenamtlich tätig ist. Für viele Menschen lassen die Lebensumstände das nicht zu, da hat sich viel verändert. Aber ich bin sicher, dass es die Kirche in Opladen noch in 20 Jahren geben wird." Die immer größer werdenden Pfarreien seien keine Traumvorstellung, aber es dürfe auch nicht beim Nachdenken über Strukturen bleiben.
Auf den Beitrag eines Teilnehmers, er frage sich, wo denn bei allem der "Geist" bliebe, ein "Spirit", der auch ausstrahlt, antwortet Monsignore Teller: "Es wäre gut, wenn wir mehr über unseren Glauben sprechen, ehrlich und persönlich. Wenn es um die eigene Glaubenserfahrung geht, ist oft ‚Schweigen im Walde‘. Aber ich muss das in einer Weise tun, die Vielfalt zulässt."
Anregungen für das "Zielbild 2030"
Vera Krause, die Leiterin der Diözesanstelle für den Pastoralen Zukunftsweg, moderierte das Seelsorgebereichsforum und erlebte eine Bewegung in der Diskussion: "Zunächst war bei vielen der Gedanke da: ‚Oh Gott, wie sollen wir das in Zukunft alles schaffen?‘ Aber relativ schnell kam man dazu, zu sagen: ‚Wir haben es selbst in der Hand, wie wir Gemeinde gestalten, was wir auch weglassen oder worauf wir uns konzentrieren.‘ Das hat mich beeindruckt."
Alle Fragen und Diskussionspunkte fließen in die weiteren Überlegungen auf dem letzten Abschnitt des Pastoralen Zukunftsweges ein. Sie geben wichtige Anregungen für das "Zielbild 2030", das bis zum Ende des Jahres erstellt werden soll. Generalvikar Dr. Hofmann dankte am Ende der Veranstaltung allen Beteiligten ausdrücklich für Ihr Engagement: "Ich muss sagen, ich bin jetzt auch ein wenig stolz, dass wir das gemeinsam geschafft haben."