Bibel statt Konfuzius: Das dachten sich die Mitglieder der Gemeindemissionsgruppe in Rauhenebrach und gingen in die örtliche Bäckerei, um Glückskekse für die Pfarreimitglieder zu backen. Alle bekamen einen in den Briefkasten, als Aufmunterung in Zeiten der Corona-Pandemie. Ermuntern als gutes Beispiel sollte die Glückskeks-Idee auch die Teilnehmenden am Diözesanforum zu den neuen Strukturen im Bistum Würzburg - und zugleich zeigen, was gelingen kann, wenn man gemeinsam im Team etwas anpackt. Denn genau in solchen Teams soll künftig in den neuen 40 pastoralen Räumen gearbeitet werden, die am Samstag vorgestellt wurden.
Ob die Organisationsform dabei für die Empfänger entscheidend ist? Der Würzburger Bischof Franz Jung glaubt das nicht. "Die Menschen interessieren sich nicht für unsere Strukturen, nicht für unsere inneren Probleme", sagt er. Sie suchten stattdessen in der Kirche einen Partner und Hilfestellungen. Dabei orientierten sich viele längst nicht mehr am jeweiligen Wohnort, so die Annahme der Planer der Diözese. Viel entscheidender seien das individuell ansprechende Angebot oder die für einen selbst passende Gottesdienstzeit.
Langer Diskussionsprozess
Das alles soll in den größeren pastoralen Räumen möglich sein. Sie sind das Ergebnis eines mehr als vier Jahre dauernden, teils sehr kontroversen Diskussionsprozesses mit vielen Sitzungen und Beratungsgremien. Im Frühjahr 2016 hatte der damalige Bischof Friedhelm Hofmann ihn noch angestoßen, mit der Idee neuer Großpfarreien.
Doch sein Nachfolger Jung verwarf diesen Plan, obwohl er in seiner Zeit als Generalvikar von Speyer dort genau solche schuf. Die Gespräche in den Regionen ließen ihn schnell erkennen, wie wichtig die Pfarrei noch ist und welche Bindung verloren gehen würde, wie er heute sagt. Auch die vor zehn Jahren gebildeten rund 160 Pfarreiengemeinschaften sollen zunächst erhalten bleiben, die Zahl der derzeit 19 Dekanate aber deutlich schrumpfen.
"Dir Kirche darf nicht um sich selbst kreisen"
Das "Gesicht vor Ort" soll es weiter geben aus dem Team der hauptamtlichen Seelsorger im pastoralen Raum. Das betont Generalvikar Jürgen Vorndran an diesem Samstag. Doch Teamwork schaffe auch Freiraum für neue Impulse. Diese sollen im pastoralen Raum geschehen, etwa in Form von Angeboten für Firmlinge, junge Ehepaare oder Trauernde.
"Die Kirche darf nicht um sich selbst kreisen, sondern sie ist nach außen gesandt", sagt Bischof Jung frei nach Papst Franziskus. Es gelte den Blick über die eigenen Kirchengemeinde hinaus zu weiten, auch für die Sorgen und Nöte der Menschen sowie für jene, die am Rand der Gesellschaft stehen.
Sinkende Mitgliederzahlen
Wie genau die Arbeit vor Ort aussehen soll, wird nun in den nächsten fünf Jahren mit Steuerungsgruppen und mit Hilfe der Gemeindeberatung erarbeitet werden. Auch nachbessern will man dort, wo es nicht passt. Denn nicht überall fand die Neuaufteilung die gewünschte Zwei-Drittel-Mehrheit in den Dekanatsgremien, aus Angst vor einem Bedeutungsverlust der Gemeinden oder einem befürchteten Rückzug der Kirche aus der Fläche.
Die neuen Einheiten sind aber nicht nur der Idee neuer Angebote geschuldet, sondern auch dem zunehmenden Priestermangel sowie sinkenden Katholikenzahlen und Kirchensteuereinnahmen. Daraus macht die Bistumsleitung keinen Hehl. Zählte die Diözese 2009 noch rund 820.000 Mitglieder, waren es im vergangenen Jahr mehr als 100.000 weniger. Nur noch etwas mehr als die Hälfte der Menschen auf dem Bistumsgebiet sind katholisch. Im selben Zeitraum wurden nur 29 Männer zu Priestern geweiht.
Wie in einem Unternehmen
Doch ohne den Geistlichen wird es auch in Zukunft keine Leitung geben. Drei bis vier Priester sollen das für einen gesamten pastoralen Raum als Team sein. Das heißt auch, dass sie gemeinsam alle Pfarreien dort leiten werden. Was das konkret vor Ort für das Engagement von Ehrenamtlichen bedeutet? Michael Wolf, als Diözesanratsvorsitzender der oberste Laie im Bistum, sagt: Zwar trage die Letztverantwortung der Priester. Aber es sei wie in einem Unternehmen. "Die Ebenen darunter machen die operative Arbeit."