Voll des Lobes und Dankes: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in den vergangenen Wochen mehrfach Gelegenheiten gesucht, um Pflegekräften für ihren Einsatz in der Covid-19-Pandemie zu danken. Zuletzt bekräftigte sie beim Deutschen Pflegetag am Mittwoch: "Pflege ist Ausdruck gelebter Menschlichkeit". Doch nicht nur die Kanzlerin ist sich der Herausforderungen für Pflegekräfte in der Krise und darüber hinaus bewusst.
Daher wurde 2018 die Konzertierte Aktion Pflege (KAP) ins Leben gerufen. Ein Versuch, gemeinsam mit den wichtigsten Akteuren im Berufsbereich, darunter Caritas und Diakonie, bestmöglich die Missstände in der Pflege, etwa den Mangel an Nachwuchs und Fachkräften oder die schlechte Entlohnung, zu beseitigen. Die Herausforderungen sind groß. Nun ziehen die zuständigen Minister Bilanz in einem ersten Umsetzungsbericht, der am Freitag in Berlin vorgestellt wurde.
Leichte Erfolge
Es geht um Verbesserungen in fünf Bereichen: Ausbildung, Personalmanagement, Digitalisierung, Pflegekräfte aus dem Ausland und Entlohnung. Dabei ist in der Ausbildungssituation die erste Bilanz durchaus positiv. Zwar gebe es starke Unterschiede zwischen den Bundesländern, so das Fazit des Berichts. Aber in der Summe steige die Zahl der Auszubildenden - im vergangenen Jahr um 5,9 Prozent. Besonders groß war der Zuwachs demnach bei der Altenpflege mit 7,5 Prozent im Vorjahresvergleich.
Mit der im Januar in Kraft getretenen Reform wurden die Ausbildungen zur Alten-, Kranken-, und Kinderkrankenpflege für zwei der drei Ausbildungsjahre zusammengelegt und das Schulgeld abgeschafft. Ob sich diese generalistische Ausbildung auswirkt, muss sich zeigen.
Auch bei der Bereitstellung der Ausbildungsplätze habe es Fortschritte gegeben durch eine bessere Refinanzierung der Kosten für die Betriebe, heißt es. Und die Kampagne, um neue Pflegekräfte anzuwerben, wurde ausgeweitet und neu gestaltet - beim neuen Werbe-YouTube-Clip "Ehrenpflegas" aus Sicht zahlreicher Pflegeverbände jedoch mit mäßigem Erfolg.
Bis zu 20.000 neue Pflegestellen geplant
Mit Blick auf die personelle Ausstattung der Pflege in Kliniken, Heimen und Arztpraxen gab die KAP vor, Instrumente zur Personalbemessung zu entwickeln und gesetzlich zu verankern. Etwas, das aus Sicht der Gewerkschaft Verdi zu lange auf sich warten lässt. Ein Projekt zur Entwicklung und Erprobung eines solchen Verfahrens in Pflegeheimen wurde im Sommer abgeschlossen. Benötigt werden demnach vor allem mehr Pflegefachpersonen und Pflegehelfer in der Langzeitpflege.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat inzwischen das Gesetz zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und Pflege auf den Weg gebracht. Es sieht die Finanzierung von 20.000 neuen Stellen für Pflegehilfskräfte durch die Pflegeversicherung vor. Auch hier fragen sich Fachverbände jedoch, wo die Kräfte auf einem leer gefegten Arbeitsmarkt herkommen sollen. Ein weiterer Aspekt der KAP ist es daher, Teilzeitpflegekräfte oder aus dem Beruf ausgestiegene Pflegekräfte wieder zurückzugewinnen. Hierzu läuft eine Befragung unter den Arbeitnehmern, die Studienergebnisse sollen 2022 vorliegen.
Im Bereich Digitalisierung geht es um eine bessere Vernetzung der Pflege mit anderen Bereichen des Gesundheitswesens, unter anderem über die bestehenden Telematik-Angebote und die elektronische Patientenakte. Auch soll die Bürokratie in der Pflege zurückgedrängt werden.
Ausländische Pflegekräfte noch überschaubar
Mit Blick auf ausländische Pflegekräfte wurde das Deutsche Kompetenzzentrum für internationale Fachkräfte in den Gesundheits- und Pflegeberufen gegründet, das ein bundesweit einheitliches Zertifizierungsverfahren und Gütesiegel für Vermittlungsagenturen entwickeln soll. Pflegefachkräften aus Mexiko und von den Philippinen soll der Weg in den deutschen Arbeitsmarkt erleichtert werden, hierfür ist die neue Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe (DeFa) zuständig. Noch sind die Zahlen der angeworbenen Kräfte aber laut Experten überschaubar.
Hinsichtlich der Entlohnung wurden höhere Mindestlöhne und ein Tarifvertrag in die Wege geleitet, der auf die ganze Branche ausgeweitet werden soll. Hier stehen jedoch die Reaktionen privater und der kirchlichen Akteure Caritas und Diakonie noch aus.