Bischof Bätzing: Corona-Krise kann auch Chance werden

Auch wenn ein Stück "Welt verloren" ging...

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sieht in der Corona-Pandemie auch eine Chance. "Jedenfalls könnte sich diese Krise als eine echte Lernstunde darüber erweisen, was im Leben wirklich zählt".

Bischof Georg Bätzing / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Limburger Bischof schreibt an Heiligabend in einem Gastbeitrag für die "Welt". Darin verweist er auf das wohl bekannteste deutsche Weihnachtslied "Oh Du fröhliche" und die dazugehörende Liedzeile "Welt ging verloren". Für viele Menschen sei in der Pandemie die gewohnte Welt und Lebensweise verloren gegangen: "Unbeschwertheit ist uns abhandengekommen." Alltagsmasken, Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen spiegelten innere Ängste, Sorgen um wirtschaftliche Existenzen und Ungewissheit wider. Familien, insbesondere aber die Menschen, die in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern arbeiten, an Corona Erkrankte sowie die Angehörigen der Verstorbenen dieses Jahres wüssten, wie es sei, wenn eine Welt verloren gehe.

Den wahren Zuständen in die Augen schauen

Bätzing zeigt sich überzeugt: Mit den vielen verlorengegangenen Gewissheiten und Selbstverständlichkeiten sei auch die Frage nach Gott und dem Glauben dringlicher geworden. "Was hat Gott mit der Krise zu tun? Gibt der Glaube Halt? Ist diese Zeit ein Fingerzeig, dass wir manches anders machen und unser Verhalten ändern sollen?", schreibt der Konferenzvorsitzende.

Es gelte jetzt, den wahren Zuständen in der Welt ins Auge zu schauen und die Gefährdungen aufzudecken, die das Leben bedrohen, so der Bischof: "Die von außen wirkenden Naturkatastrophen, Schicksalsschläge und Pandemien - und mehr noch alles, was innen in uns Menschen blüht und sich auswächst zu Kriegen, Flüchtlingsströmen, Verelendung ganzer Völker in Hunger und korruptem Unrecht."

"Das alles muss auffliegen"

Es seien "der ungezügelte Egoismus, die Habsucht, das Misstrauen, die Ellenbogenmentalität, Überheblichkeit, Neid, Lüge und die Selbstüberschätzung, mit der wir uns an die Stelle Gottes setzen. Das alles muss auffliegen, soll sich wirklich etwas ändern an den Zuständen in der Welt."

Jesus habe mit seiner Geburt die Tür zu einer neuen Zeit voll Menschlichkeit und Gottverbundenheit aufgestoßen. "Da ist ein Weg, und wir können ihn gehen. Jetzt in der Zeit der Pandemie zeigt sich, ob wir in der Spur Jesu gehen."


Quelle:
KNA
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