So heißt es in der am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Erklärung der Erzbischöfe Paul S. Coakley aus Oklahoma City, Vorsitzender des Bischofskomitees für Gerechtigkeit und menschliche Entwicklung, und Joseph F. Naumann aus Kansas City, Vorsitzender des Bischofskomitees für Lebensschutz.
"Nach einem Jahr, in dem die Bundesregierung zum ersten Mal mehr Menschen hingerichtet hat als alle 50 Bundesstaaten zusammen, sind diese Woche drei weitere Hinrichtungen des Bundes geplant", kritisierten die Erzbischöfe weiter. Die Hinrichtungen des Bundes waren im letzten Jahr nach 17 Jahren Pause wieder aufgenommen worden.
Coakley und Naumann forderten auch den gewählten Präsidenten Joe Biden und den Kongress auf, die Abschaffung der Todesstrafe zu einer Priorität zu machen und ein Bundesgesetz zum Verbot auf den Weg zu bringen. Darüber hinaus solle Biden ein Moratorium für Hinrichtungen des Bundes verhängen und die aktuellen Todesurteile in Haftstrafen umwandeln.
Mindestens zehnmal in den letzten beiden Jahren hatten sich Bischöfe, Bischofsgruppen oder die gesamte US-Bischofskonferenz entweder gegen die Todesstrafe ausgesprochen, die Gläubigen gebeten, ihre Stimme zu diesem Thema zu äußern, oder versucht, geplante Hinrichtungen vor Gericht zu stoppen.
Gericht stoppt Hinrichtung
Unterdessen hat ein Gericht im US-Bundesstaat Indiana die für diesen Dienstag angesetzte Hinrichtung einer verurteilten Mörderin ausgesetzt. Die hirngeschädigte Lisa Montgomery sei derzeit mental "weit von der Realität entfernt" und könne die Begründung für ihre Todesstrafe daher nicht erfassen, urteilten die Richter (Montag Ortszeit) laut US-Medienberichten. Das sei aber die Voraussetzung für eine Hinrichtung.
Die 52-jährige Montgomery wäre die erste Frau, die seit 1953 auf Bundesebene der USA hingerichtet wird. Sie wurde für die grausame Ermordung einer 23-jährigen im Dezember 2004 zum Tode verurteilt.
Sant'Egidio fordert Aufhebung des Todesurteils für Montgomery
Die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio hat die Aussetzung der Todesstrafe für die US-Amerikanerin Lisa Montgomery begrüßt. Es sei zu hoffen, dass der Aufschub in eine definitive Aufhebung des Urteils münde, erklärte Sant'Egidio (Dienstag) in Rom. Zugleich warb die Organisation, die sich seit langem für eine weltweite Abschaffung der Todesstrafe einsetzt, für eine Unterschriftenkampagne zur Umwandlung der Strafe für Montgomery.
Die 52-Jährige wäre die erste Frau seit 1953, die in den USA hingerichtet wird. Richter James Hanlon im Bundesstaat Indiana verfügte den Aufschub wegen des psychischen Zustands Montgomerys.
Sant'Egidio verweist in der Petition an die US-Justiz auf die Verurteilung der Todesstrafe durch Papst Franziskus. Dieser erklärte Hinrichtungen für ethisch unzulässig, weil sie einen Angriff auf die Unverletzlichkeit und die Würde der Person darstellten. 2018 hatte das Kirchenoberhaupt die katholische Lehre entsprechend geändert.
Montgomery hatte 2004 eine Hochschwangere erwürgt und ihr das Baby aus dem Leib geschnitten. Das Mädchen überlebte und ist heute 16 Jahre alt. Richter Hanlon erklärte Medienberichten zufolge, laut vorliegenden Gutachten könne die mental beeinträchtigte Montgomery nicht erfassen, warum sie zum Tod verurteilt wurde. Das mache eine Hinrichtung unmöglich.
Online-Petitionskampagne
Ebenfalls am Montag startete ein katholisches Mobilisierungsnetzwerk eine Online-Petitionskampagne, in der Biden aufgefordert wird, die Hinrichtungen des Bundes nach seiner Amtsübernahme zu beenden: Nach "sechs Monaten unnötigen Todes und bald 13 Hinrichtungen" habe die Trump-Regierung gezeigt, "warum ein Ende der Todesstrafe des Bundes so dringend erforderlich ist", heißt es in einer Erklärung zur Kampagne.
Die Petition fordert die neue Regierung nachdrücklich auf, "die heilige Würde jedes Menschen zu wahren" und ihre Versprechen einzuhalten, das föderale Todesstrafen-System abzubauen.
Deutsche Bundesregierung übt Kritik
Am Montagabend hatte auch die deutsche Bundesregierung die für den heutigen Dienstag geplante Hinrichtung von Lisa Montgomery in den USA kritisiert. Die 52-jährige wäre die erste Frau, die seit 1953 auf Bundesebene der USA hingerichtet wird. Sie wurde für den Mord an der 23 Jahre alten Bobbie Jo Stinnett im Dezember 2004 zum Tode verurteilt. Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler, rief die scheidende US-Regierung unter Donald Trump eindringlich auf, von dieser und zwei weiteren noch geplanten Hinrichtungen auf Bundesebene abzusehen.
Die Bundesregierung lehne die Todesstrafe als eine "grausame und unmenschliche Art der Bestrafung unter allen Umständen" ab, betonte Kofler. "Gemeinsam mit unseren EU-Partnern setzen wir uns daher seit vielen Jahren intensiv für ihre weltweite Abschaffung ein."