Sozialpfarrer Meurer favorisiert Armin Laschet als CDU-Chef

"Management ist immer Durchwursteln"

Am Wochenende wird der neue CDU-Chef gewählt. Der Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer sieht Armin Laschet als Favoriten, weil ihm "nichts anderes übrig" bleibt. Kritisch sieht er Friedrich Merz. Meurer ist seit über 50 Jahren Mitglied in der CDU.

Sozialpfarrer Meurer (KNA)
Sozialpfarrer Meurer / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Ein Parteitag in einer weltweiten Krise, einer Pandemie. Mit welchen Erwartungen gehen Sie da dran?

Franz Meurer (Sozialpfarrer): Donnerstag hat der Caritasverband für ganz Deutschland bundesweit das Motto herausgegeben: "Das machen wir gemeinsam". Hätten wir Karneval, wäre das Motto "Nur zesamme sin mer Fastelovend". Das heißt, ich habe die Erwartung, dass der Parteitag kapiert: Im Moment ist Kohäsion angesagt. Eigentlich das Prinzip Merkel weiterzumachen. Vielleicht in einer anderen Form nach außen, eine andere Formatierung, aber ohne Zusammenhalt fahren wir gegen die Wand.

DOMRADIO.DE: Der Fokus liegt natürlich auf der Wahl des neuen CDU-Vorsitzenden. Was müsste die neue Parteispitze denn jetzt anpacken?

Meurer: Die neue Parteispitze muss die Leute mitnehmen. Sie muss kapieren, dass sie vermitteln muss. Management ist immer Durchwursteln. Das heißt: Nur mit ganz klaren Regelungen wie "Noch ein Lockdown" oder sonst was funktioniert es nicht. Man muss den Menschen vermitteln, warum man was macht. Und das ist aus meiner Sicht die eigentliche Herausforderung.

Nur zu sagen, die Liberalen müssen mehr bedacht werden oder die Christlich-Sozialen, oder alles muss irgendwie konservativer werden, ich glaube, das verstehen die meisten Menschen nicht. Und die Politiker müssen natürlich persönlich Vorbild sein. Geht gar nicht anders.

DOMRADIO.DE: Zum Beispiel diese drei Männer Armin Laschet, Norbert Röttgen und Friedrich Merz. So heißen ja die Kandidaten. Alle drei sind katholisch. Spielt das eine Rolle für den Parteivorsitz oder eventuell sogar eine Kanzlerkandidatur?

Meurer: Wenn die rüberbringen, dass sie einen rheinischen Kapitalismus wollen als Katholiken, dass sie also bereit sind, werteorientiert zu arbeiten, aus Haltungen heraus Politik zu treiben, dann ja. Ich muss allerdings sagen, da hat Friedrich Merz natürlich Probleme.

Wer BlackRock, eine der größten Investitionsfirmen, mal vertreten hat für Deutschland, der muss nachweisen, dass er die kleinen Leute mag. Der bemüht sich zurzeit sehr drum. Aber ich glaube, darum geht's, wenn man mal nach Amerika guckt, wenn wir nicht die kleinen Leute bedenken, also die sozusagen im Maschinenraum arbeiten, gilt übrigens für die Kirche genauso, dann gehen wir vom Markt.

DOMRADIO.DE: Armin Laschet ist ja auch als Ministerpräsident von NRW bekannt. Viele sind der Meinung, dass er in der Coronakrise nicht genug durchgegriffen hat. Wird das in die Wahl mit einfließen?

Meurer: Ja, aber aus meiner Sicht positiv. Wir haben doch in NRW erheblich weniger Tote als z.B. in Bayern, um mal jetzt ein ganz populäres Argument zu benutzen. Es geht gar nicht anders, als immer wieder neu den Finger in die Luft zu strecken und zu gucken, woher weht der Wind. Dann weiß man nicht genau, wie es laufen soll. Also meine Meinung: Dieser Wunsch nach den ganz starken, grundsätzlichen Worten funktioniert nicht, sondern man muss sich hin und her bewegen.

Ein Beispiel: Nehmen wir doch nur mal die Frage Schule. Natürlich ist für die Kinder schrecklich, wenn sie nicht in die Schule können. Natürlich sind viele Eltern überfordert. Aber auf der anderen Seite wissen wir: Die Ansteckungsgefahr wächst exorbitant, wenn alle Kinder in die Schule gehen, auch wegen der Lehrerinnen und Lehrer. Nur mal um ein Beispiel zu nennen. Und da muss natürlich der Ministerpräsident ja im wahrsten Sinne des Wortes versuchen, irgendwie durchzukommen. Es ist wie ein Labyrinth.

DOMRADIO.DE Ich habe jetzt herausgehört: Ihr Favorit ist weniger Friedrich Merz und mehr Armin Laschet.

Meurer: Ja, mir bleibt nichts anderes übrig. Ich bin ja in der CDU schon fast ewig, weil es die CDA gibt, die Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft, mit Laumann natürlich. Da schlägt mein Herz und da schlägt auch das Herz von Armin Laschet.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR