Bei Umräumarbeiten des Bistumsarchivs habe ein Mitarbeiter vier bisher nicht verzeichnete Akten von Geistlichen gefunden, darunter die des inzwischen 87-Jährigen, teilte die Diözese am Freitag mit. Bisher sei das Bistum Münster davon ausgegangen, dass es in seinen Unterlagen nahezu keine Akten zu Pfarrer A. gebe.
Bistum Münster informiert Erzbistum Köln
Trotz Verurteilungen durch staatliche Gerichte konnte A. über Jahrzehnte in seinem Heimatbistum Köln sowie in den Bistümern Münster und Essen als Seelsorger arbeiten. 1989 kehrte er als Altenheimseelsorger nach Köln zurück. Als Ruhestandspriester wechselte er 2002 nach Bochum-Wattenscheid. 2019 verbot ihm der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki priesterliche Dienste; im vergangenen November wurde er aus dem Klerikerstand entlassen.
Das Bistum Münster hat nach eigenen Angaben die Erzdiözese Köln an diesem Freitag über den Aktenfund informiert und ihr eine Kopie zugesandt, weil dort federführend der Fall A. aufgearbeitet werde.
"Es ist bedauerlich, dass wir diese Akte erst jetzt gefunden haben", erklärte der Interventionsbeauftragte der Diözese Münster, Peter Frings. "Meine bisherigen Aussagen, dass es im Bistum Münster keine weiteren Unterlagen zu dem Fall gibt, entsprachen meinem bisherigen Kenntnisstand. Es zeigt sich nun, dass sie nicht richtig waren."
Gegenstand des Missbrauchsgutachtens
Den Umgang mit A. hatte Woelki als "jahrzehntelange Aneinanderreihung schwerer Fehler" bezeichnet. "Es ist verheimlicht worden", sagte der Erzbischof mit Blick auf dessen Einsatz als Altenheimseelsorger 1989, "und es ist nicht bestraft worden". Damals leiteten der Kölner Kardinal Joachim Meisner (1933-2017) und der frühere Generalvikar Norbert Feldhoff (81) die Erzdiözese.
Der Fall A. ist laut Woelki Gegenstand des Missbrauchsgutachtens, das der Kölner Strafrechtler Björn Gercke im März vorlegen soll. Er habe Gercke gebeten, die Frage der Verantwortung besonders in diesem Fall zu klären.