DOMRADIO.DE: Sie haben Ihr Angebot an Karnevalsgottesdiensten ausgebaut. Wie stellen Sie sich das jetzt vor? Am Rosenmontag statt zum Zug kostümiert in die Kirche mit einer Pappnase über der Atemschutzmaske?
Dr. Dominik Meiering (Domkapitular und Leitender Pfarrer für die Kölner Innenstadt): Warum nicht? Wir haben auch einen Gottesdienst am Rosenmontag um 11:11 Uhr in Sankt Agnes am Neusser Platz. Das wird ein sehr melancholischer Gottesdienst werden. Da wird es kölsche Lieder geben. Es wird aber auch Fürbitten geben. Es wird eine Kollekte geben für die ganzen Roadies. Es werden selbstverständlich Kerzen entzündet werden und derartige Dinge mehr.
Also, wir glauben schon, dass wir mit dem, was wir im Herzen tragen, irgendwo hin müssen. Und unsere Kirchen sind die Orte, wo wir all das, was wir im Herzen tragen, hinbringen. Deswegen haben wir gesagt, es ist gut, wenn wir jetzt Karneval feiern. Wir haben über 20 Messen zu Karneval in der Kölner Innenstadt. Viele davon finden normalerweise auch statt, aber wir haben ein bisschen zugelegt an Programm.
DOMRADIO.DE: Normalerweise gehört Tanzen zum Karneval dazu – und auch Kölsch und Bützchen. Geht das in der Kirche auch?
Meiering: Nein, es sind ganz normale Gottesdienste. Aber die Gottesdienste zeichnen sich dadurch aus, dass da vielleicht mal eine kölsche Predigt ist oder eine gereimte Predigt oder dass kölsche Melodien auf der Orgel gespielt werden. Singen können wir ja nicht. Wir machen das alles ordentlich mit Corona-Regeln, ist ja völlig klar.
Die Leute kommen aber dann auch, und wenn sie nur Ringelsöckchen anhaben oder die Frauen sich ein Hütchen aufsetzen oder so, um einfach auch zu zeigen: Wir lassen uns nicht entmutigen. Die Freude geht weiter. Man kann nicht sagen: Karneval fällt aus, Karneval findet nicht statt. Denn natürlich: In unseren Herzen findet der statt und das muss irgendwo auch mal sichtbar werden. Und Christus hat auch selbst gesagt: Freut euch! Also wir müssen uns freuen und müssen die Gelegenheit jetzt nutzen.
DOMRADIO.DE: Sie haben gerade die Hygiene-Regeln schon angesprochen. Wie planen Sie das? Ganz normal, wie in Gottesdiensten jetzt in dieser Zeit?
Meiering: Ja, es sind ja normale Gottesdienste und von daher muss man sich da auch ganz normal anmelden. Das kann man im Internet oder in den Pfarrbüros telefonisch und die entsprechenden Hygiene-Regeln sind einzuhalten.
DOMRADIO.DE: An wen wenden Sie sich, auch an Familien mit Kindern?
Meiering: Ja, natürlich. Die freuen sich natürlich am allermeisten darauf. Also es gibt ja so ein paar Hochburgen für unsere Familiengottesdienste, zum Beispiel in Sankt Agnes oder in Herz Jesu, wo dann ganz bewusst die Kinder eingeladen sind, auch kostümiert zu kommen und wo dann karnevalistisches Herz verbunden wird mit frommer Andacht.
DOMRADIO.DE: Wie sieht es bei Ihnen aus? Kommen Sie im Kostüm?
Meiering: Natürlich. Ich weiß noch nicht genau wie und wie sehr Kostüm. Aber auf jeden Fall ein bisschen verkleidet werde ich auch aufschlagen. Ist doch logisch.
DOMRADIO.DE: Dann dürfen wir gespannt sein. Ja, und nach jedem Karneval folgt dann irgendwann das Ende, der Aschermittwoch. Aschekreuz in Corona-Zeiten. Wie sieht es da aus? Das hat ja viel mit Berührungen zu tun. Geht das überhaupt?
Meiering: Ja, das geht. Und zwar so, wie es in vielen anderen Ländern dieser Welt geht und bei uns früher auch gegangen ist. Also kein Kreuz, das auf die Stirn gemalt wird, sondern Asche wird auf das Haupt gestreut. Ist ja geradezu sprichwörtlich geworden: Asche auf mein Haupt. Das heißt, die Asche wird gesegnet und dann kann man nach vorne treten. Natürlich alles mit Mundschutz und so. Und dann wird da ein wenig Asche aufs Haupt gestreut.
Da haben wir so eine Seite eingerichtet, wo alle unsere Karnevals- und Aschermittwochs-Gottesdienste zu finden sind. Das ist auf www.katholisch-in-koeln.de unter Aktionen. Da findet man alle möglichen Infos. Wir haben etwa 30 Gottesdienste allein. Und auch kleinere Veranstaltungen, wo wir gesagt haben, wir wollen diese Fastenzeit bewusst beginnen und dazu einladen.
Das Interview führte Hilde Regeniter.