Myanmars vom Militär gestürzte Staatsrätin Aung San Suu Kyi sieht sich einer zweiten Anklage gegenüber. Ein Gericht in der Hauptstadt Naypyidaw habe am Dienstag ein Verfahren wegen des Verstoßes gegen Corona-Schutzmaßnahmen eröffnet, twitterte der unabhängige Nachrichtensender Myanmar Now.
Suu Kyi steht seit dem Putsch vom 1. Februar unter Hausarrest. Sie sei der Anhörung per Video-Schalte zugeschaltet gewesen, hieß es. Die Militärjunta hatte Suu Kyi zuvor bereits wegen angeblichen illegalen Imports von sechs Funkgeräten angeklagt. Die erste Anhörung in diesem Fall soll an diesem Mittwoch stattfinden.
Auch Mönche schließen sich Protesten an
In Rangun setzte die Bewegung für zivilen Ungehorsam (CDM) auch am Dienstag ihre Proteste gegen das Militär fort. Viele buddhistische Mönche, die bei dem Aufstand 2007 gegen das damalige Militärregime eine führende Rolle spielten, hätten sich der CDM angeschlossen, berichtet Myanmar Now. Bei einer Kundgebung vor der UN-Vertretung in Rangun habe es auf einem Transparent auf Birmanisch und Englisch geheißen: "Mönche wollen keine Militärdiktatur".
Einen weiteren Schwerpunkt der Aktionen bildete am Dienstag die zum Wirtschaftsimperium des Militärs gehörende Myawaddy-Bank. Vor ihr habe sich eine lange Menschenschlange gebildet, die aus Protest gegen den Staatsstreich ihr Geld abheben wollten, berichtet das unabhängige Portal Irrawaddy. Wegen des Ansturms habe die Bank die Kundenzahl auf 200 pro Tag beschränkt; diese dürften umgerechnet nur maximal 3.100 Euro pro Person abheben.
Priester, Ordensfrauen und Laien unter den Demonstranten
Am Sonntag hatten sich in Rangun Hunderte katholische Priester, Ordensfrauen und Laien der CDM angeschlossen. Sie zogen betend und mit Transparenten durch die Stadt wie "Wir unterstützen CDM" oder "Freiheit für Aung San Suu Kyi".
Nach Angaben der "Hilfsorganisation für politische Gefangene in Birma" (AAPP) wurden seit dem Putsch mehr als 420 Menschen verhaftet. Die im thailändischen Grenzort Mae Sot ansässige Organisation wurde von ehemaligen politischen Häftlingen aus Myanmar gegründet.