Sie sehe "die Ökumene immer weltweit", sagte die Theologin Dagmar Heller am Dienstag in einem Interview des Fachdiensts "Ökumenische Information" der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Evangelisch ist nicht gleich evangelisch
Die Situation in Deutschland, wo die beiden großen Kirchen fast gleich viele Mitglieder hätten und es sehr viele konfessionsverbindende Ehen gebe, sei aus der Sicht der römischen Weltkirche ein Sonderfall, betonte Heller. "Unser Problem in Deutschland liegt darin, dass wir die katholische Kirche in ihrer Struktur als Weltkirche noch nicht richtig erfasst haben."
"Jetzt stellen Sie sich mal einen katholischen Priester in Nigeria vor, der hört, es gebe eucharistische Gastbereitschaft mit 'Protestanten' - denn der Begriff 'evangelisch' lässt sich nicht in dem Sinne, wie er bei uns gebraucht wird, in andere Sprachen übersetzen", sagte Heller.
Man "tickt" anders
Unter den Begriff "Protestanten" fielen etwa in Nigeria sehr unterschiedliche Kirchen und Gemeinschaften, die von den Katholiken dort als sehr uneinheitlich und heterogen wahrgenommen würden und die zum Teil auch antikatholisch agierten. "Solche Dinge müssen wir uns klarmachen, um zu verstehen, warum die katholische Kirche an dieser Stelle anders 'tickt' als wir", meinte die Institutsleiterin.
Damit wolle sie nicht alle katholischen Reaktionen verteidigen, fügte sie hinzu. Denn es müsste dennoch Möglichkeiten einer Annäherung in der Abendmahlsfrage geben. Zugleich wandte sie sich gegen eine "Fixierung auf die evangelisch-katholische Ökumene". Das sei in vielen Großstädten schon lange nicht mehr die Realität der Ökumene.