Dieses jüdische Fest ist laut, feucht und fröhlich - normalerweise. Doch zum zweiten Mal in Folge muss auch Purim wegen der Corona-Pandemie anders als sonst verlaufen. In diesem Jahr fällt es auf den 26. Februar und beginnt bereits am Vorabend. Gewöhnlich verkleiden sich vor allem die Kinder, Familien und Freunde kommen zusammen, um zu essen und zu trinken. Alkohol, auch in größeren Mengen, spielt eine Rolle. Doch wegen geltender Kontaktbeschränkungen werden Juden weder in Schulen und Kitas noch in Synagogen und im privaten Kreis in großen Runden zusammenkommen können.
Rettung der Juden vor der Vernichtung der Perser
Purim fällt deshalb freilich genauso wenig aus wie andere Feiertage. Also sind auch hier kreative Ideen gefragt - wie schon so häufig in der Pandemie. "Soll etwa unser einziges Kostüm dieses Jahr eine Krone und eine Maske sein?", fragt etwa die Union Progressiver Juden. Die Antwort fällt deutlich aus: "Nein, nein, nein!" Denn auch jetzt solle man mit Purim "Lieder, Tänze, Masken, Kostüme und glückliches Lachen" verbinden. Die Lösung: Die Union rief zu einem Wettbewerb um die am schönsten dekorierten Purim-Masken mit Hilfe von eingesandten Fotos auf - und damit ist nicht der Mund-Nasen-Schutz gemeint.
An Purim wird die Rettung der Juden vor der Vernichtung durch die Perser gefeiert. Das biblische Buch Esther berichtet, dass der Judenfeind Haman an einem durch ein Los (pur) bestimmten Tag alle Juden in Persien umbringen wollte. Königin Esther konnte dies verhindern, die Juden wurden dem Schutz des persischen Königs unterstellt, Haman und seine Gehilfen getötet. Am Fest liest der Rabbiner in der Synagoge aus der Estherrolle. Fällt der Name Haman, übertönen ihn die Anwesenden mit lauten Geräuschen, etwa mit Rasseln.
Bei den Feierlichkeiten soll nach dem Synagogenbesuch so viel Wein getrunken werden, dass man nicht mehr zwischen "Gesegnet sei Mordechai" (Gut) und "Verflucht sei Haman" (Böse) unterscheiden kann. Zu Purim gehört aber nicht nur Alkohol. Gerne gegessen wird auch ein dreieckiges Gebäck, das Hamantaschen genannt wird. Zudem werden Essen und Geschenke an die Familie und auch an arme Menschen verteilt. Am Tag vor Purim wird gefastet.
Klare Trennlinie zwischen Karneval und Purim
Und am Fest selbst? "Ich setze mir vielleicht ein Hütchen auf", sagt Aaron Knappstein. Er gehört der Jüdischen Liberalen Gemeinde Köln an und ist zudem Präsident des Kölner Karnevalsvereins "Kölsche Kippa Köpp". Auch in dieser Funktion musste er in diesem Jahr kürzer treten, denn der Karneval fiel bekanntlich vielerorts ebenfalls wegen der Pandemie aus. Zugleich betont Knappstein, dass er zwischen Karneval und Purim eine klare Trennlinie ziehe.
Seine Gemeinde werde zu Purim einen Online-Gottesdienst anbieten. "Daran nehme ich teil, und ich finde es auch gut, dass es diese Möglichkeit gibt", betont Knappstein. Er kann sich vorstellen, dass Gottesdienstteilnehmer auch in diesem virtuellen Format Kostüme anlegen und Rasseln parat halten würden. Auch für die Zeit nach den großen Corona-Einschränkungen wäre es aus seiner Sicht begrüßenswert, wenn analoge und digitale Gottesdienste parallel angeboten würden.
In Israel sollen ebenfalls Purim-Feiern eingeschränkt werden. So sehen Richtlinien des israelischen Gesundheitsministeriums Medienberichten zufolge vor, die traditionellen Kostümparaden und Partys zu verbieten. Gottesdienste mit der Lesung des biblischen Esther-Buchs sollen auf Gruppen von maximal zehn Teilnehmern begrenzt werden. Im vergangenen Jahr hatten die Purim-Feiern in Israel für einen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen gesorgt - das Virus lässt sich leider nicht mit dem Geklapper von Rasseln vertreiben.