Vatikanische Visitation soll laut Medien Nachfolger für Sarah finden

Kein kanonischer Prozess

Es sei ein noch nie dagewesener Schritt, hieß es jüngst in den Medien: Der Vatikan veranlasst eine Visitation in den eigenen Reihen. Gibt es Uneinigkeit in der Gottesdienstkongregation? Nun äußern sich Beteiligte im Vatikan.

Kuppel des Petersdoms vor dunklem Himmel / © Cristian Gennari (KNA)
Kuppel des Petersdoms vor dunklem Himmel / © Cristian Gennari ( KNA )

Die Aufregung war groß am Wochenende: Der Vatikan veranlasst eine Visitation in der Kongregation für Gottesdienste und Sakramente. Geht es um Finanzvergehen? Missbrauchsvertuschung? Unklare Strukturen, die der Papst auflösen will? Die Spekulationen waren groß, vor allem, da die Visitation extrem kurzfristig angekündigt wurde, und schon am vergangenen Montag begonnen hat. Die Realität scheint aber einiges undramatischer, als die Schlagzeilen, zumindest wenn man den Beteiligten glauben kann.

Bei der angedachten Visitation handle es sich um einen gewöhnlichen Beratungsprozess, bei dem vor allem die zukünftige Ausrichtung der Gottesdienstkongregation besprochen werden soll. Auf dem Plan steht dabei aber auch die Frage, wer das Vatikan-Ministerium in Zukunft leiten soll. Das berichtet das britische Magazin "The Tablet" unter Berufung auf den Sekretär der Kongregation, Erzbischof Arthur Roche.

Beratend, nicht kanonisch

Es gebe einen Unterschied zwischen einer allgemeinen, beratenden Visitation und einer offiziellen kanonischen Visitation. Die letztere wird oftmals in Krisensituationen vom Vatikan angeordnet, wenn es zu unüberbrückbaren Konflikten in einer Gemeinschaft oder anderen Problemen einer Institution kommt. So sieht sich zum Beispiel im Moment die Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel unter einer solchen kanonischen Visitation.

Was in der Gottesdienstkongregation passiert, sei ein ganz simpler Beratungsprozess, so Erzbischof Roche: "Es ist vergleichbar mit den Beratungen, die ein Diözesanbischof abhält, wenn es darum geht, einen neuen Gemeindepfarrer zu ernennen. In diesen Fällen geht es darum die Bedürfnisse einer Pfarrei zu benennen, die aktuelle Lage zu erörtern und einen Kurs für die Zukunft festzulegen."

Wer folgt auf Sarah?

Dass es dabei auch um die Frage des neuen Präfekten gehe, bestätigt, dass diese wichtige Vatikan-Personalie noch nicht entschieden ist. Papst Franziskus legt also nicht direkt einen Nachfolger für Kardinal Sarah fest, sondern holt sich hier Meinungen ein.

Der bisherige Präfekt der Kongregation für Gottesdienst und Sakramente, Kardinal Robert Sarah, war kürzlich zu seinem 75. Geburtstag von der Führung der Vatikanbehörde zurückgetreten. Beobachter werteten dies als ungewöhnlich, da auch Kardinäle jenseits des 75. Lebensalters oftmals in vatikanischen Leitungsfunktionen bleiben. Einige Medien führten dies auf mögliche Konflikte zwischen Papst Franziskus und Kardinal Sarah zurück, der als prominenter Konservativer im Vatikan gilt. Sarah selbst bezeichnete diese Lesart als "Blödsinn".

Renardo Schlegelmilch


Erzbischof Arthur Roche / © Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Arthur Roche / © Romano Siciliani ( KNA )

Kardinal Robert Sarah (Archivbild) / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Kardinal Robert Sarah (Archivbild) / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )
Quelle:
DR