DOMRADIO.DE: Firmen Sie ohnehin auch sonst Jugendliche?
Monsignore Guido Assmann (Kölner Dompropst): Ich finde es sehr schön, dass zu den Firmfeiern in unserem Erzbistum in aller Regel ein Bischof aus Köln kommt. Das ist auch eine Wertschätzung für die Jugendlichen. Es kommt jemand aus Köln, ein Bischof kommt extra ihretwegen angefahren.
Durch die Corona-Bedingungen können ja auch die Firmungen nur in kleinem Rahmen stattfinden, sodass in vielen Seelsorgebereichen statt einer dann zwei, drei und manchmal sogar vier Firmfeiern stattfinden. Deshalb hat der Erzbischof schon im vergangenen Jahr selber mehrere Firmungen übernommen und hat einige Priester - den Generalvikar, dessen Stellvertreter und mich als Dompropst - beauftragt, einige Firmenfeiern zu übernehmen.
DOMRADIO.DE: Sie strahlen so richtig, wenn Sie an diese Firmung denken. Was ist daran so schön?
Assmann: Junge Menschen, 15-, 16-Jährige, die sich für ihren Geschmack schick anziehen, also auch mittels der Kleidung zeigen, dass das für sie ein besonderer Tag ist, ist schon etwas besonderes. Wenn man vor ihnen steht und in die Augen schaut und sie sich mit Freude firmen lassen, freut man sich auch selber.
In dieser Zeit ist es sicherlich so, dass sie nicht von allen in ihrer Schulklasse oder im Sportverein bejubelt werden, wenn sie sagen, dass sie zur Kirche gehören und sich firmen lassen. Da ist es gut, ihnen Mut zu machen und zu sagen: Es ist schön, weil Christus braucht jeden und er braucht vor allem junge Menschen, die mit ihrer Jugendlichkeit und Freude für den Glauben einstehen.
Das ist ein schönes Erlebnis.
DOMRADIO.DE: Wie laufen Firmungen zur Zeit der Corona-Pandemie denn ab? Was hat sich für Sie verändert und wie gehen Sie damit um?
Assmann: Wir sind ja alle seit einem Jahr daran gewöhnt, Abstände zu halten, Masken zu tragen, Hände zu desinfizieren. Die Kirchen sind natürlich nicht voll, sondern in aller Regel hat jeder Jugendliche eine Bank für die Familie und Paten. Dann ist eine ganze Bank frei. Dann halten wir alle Abstand, tragen die ganze Zeit Masken.
Auch bei der Firmspendung selbst wird Maske getragen, weil man dann ja relativ nah voreinander steht. Bei der Firmung wird normalerweise das Chrisam, also das Salböl, das der Bischof im Kölner Dom einmal im Jahr weiht und das dann in die Kirchen gebracht wird, an den Daumen des Firmspenders getan und die Stirn des zur Firmenden wird damit gesalbt.
Jetzt wird für jeden ein eigener Wattebausch genommen, der in das Salböl des Chrisam eingetaucht wird, sodass das Salböl auf die Stirn kommt, aber eben nicht der Daumen die Stirn berührt. Auch dabei wird Maske getragen. Man sieht nur ein halbes Gesicht.
Aber ich habe mittlerweile den Eindruck, dass man ein Lächeln auch an den Augen erkennen kann.
DOMRADIO.DE: Macht das etwas aus, wenn Sie die Stirn nicht mit dem Daumen, sondern mit einem Wattebausch berühren?
Assmann: Das mit dem Daumen zu berühren, ist natürlich nicht nur physisch näher. Das erleben wir aber auch im Alltag. Bis vor einem Jahr habe ich jemandem zum Begrüßen die Hand gegeben, also ein ein persönliches Begrüßen, ein Spüren, ein sich anfassen. Das gehört - finde ich - zu unserer Kultur auch dazu.
Oder man hat zum Beispiel bei der Taufe eine Hand auf den Kopf gelegt. Der Glaube will auch gespürt werden. Eine solche Handlung, das Wirken des Heiligen Geistes geschieht im Stillen und im Verborgenen. Aber Gottes Geist wirkt.
Aber dieser Moment ist ja nur ganz kurz. Und da stellt sich schon die Frage, wie sich diese jungen Menschen an diesen kurzen, aber für sie so wichtigen Moment positiv erinnern können, dass sie mit dem Geist Gottes beschenkt werden und dieser Geist Gottes jetzt immer bei ihnen bleibt, ihnen Mut macht, ihnen treu zur Seite steht, ihnen Kraft gibt; auch in Momenten, wo es ihnen vielleicht schwerfällt, den Glauben zu leben.
Also es macht schon etwas, aber ich bin froh, dass diese Möglichkeit besteht.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.