Die Weltherrschaft als Familienunternehmen: Kaiser Karl V. (1500-1558) herrschte über ein Reich, in dem die Sonne nicht unterging. In Gent als Herzog von Burgund geboren, sammelte der Habsburger Herrschertitel wie andere Menschen Briefmarken. Bereits mit 16 Jahren wurde er König von Spanien und damit auch Herrscher über die neu entdeckten Territorien in Amerika. 1519 wurde Karl auch zum römisch-deutschen König und Kaiser gewählt. Sein Reich war größer als das von Karl dem Großen.
Das Reich ließ sich nicht zentral regieren
Doch ein solch weltumspannendes Territorium ließ sich nicht zentral regieren - schon gar nicht am Ausgang des Mittelalters. Einen Gesamtstaat strebte Karl auch gar nicht an. Der Kaiser stützte sich auf ein straff geordnetes System regionaler Herrscher auf der Basis unbedingter persönlicher Loyalität: in Burgund etwa auf seine Tante Margarete, im Deutschen Reich und in Österreich auf seinen jüngeren Bruder Ferdinand (1503-1564).
Grundstein für die Teilung des Hauses Habsburg
Vor 500 Jahren übertrug Karl ihm nach zähen Verhandlungen die Herrschaft in den österreichischen Stammlanden der Habsburger. Außerdem wurde Ferdinand Stellvertreter des Kaisers im Heiligen Römischen Reich. Der Vertrag von Worms, geschlossen am 21. April 1521, sowie der weiter reichende Vertrag von Brüssel vom 7. Februar 1522 bildeten den Grundstein für die Teilung des Hauses Habsburg in eine spanische und eine deutsche Linie. Beide Linien verstanden sich aber gemeinsam als das "Haus Österreich".
Der Reichstag von Worms, Karls erster Reichstag als König und Kaiser, hatte damit zwei weltpolitisch einschneidende Ergebnisse: 80 Fürsten waren im Frühjahr 1521 mit Gefolge in die 7.000-Einwohner-Stadt gereist. Worms verbindet sich meist mit der Auseinandersetzung des Kaisers mit Reformator Martin Luther. Am 17. und 18. April 1521 trafen die beiden Gegenspieler aufeinander. Doch Karls Vertrag mit Ferdinand war ein ebenso einschneidendes Ereignis in der ersten Phase der Globalisierung.
Erneuerung des römisch-deutschen Kaisertums
Karl V. schwebte die Erneuerung des römisch-deutschen Kaisertums vor, als universale Ordnungsmacht über der abendländischen Christenheit. Doch neben Kriegen gegen Frankreich, den Papst und die Türken musste der Kaiser ohnmächtig zusehen, wie die Reformation das Heilige Römische Reich deutscher Nation spaltete. Für den Historiker Heinz Schilling ist er deshalb der "Kaiser, dem die Welt zerbrach".
Dass er als der ältere Bruder Kaiser und Oberhaupt des Hauses Habsburg geworden war, war keineswegs selbstverständlich. Die beiden Brüder wuchsen getrennt auf: Karl wurde in den Niederlanden erzogen, Ferdinand bei seinem gleichnamigen Großvater in Spanien. Beide begegneten sich erstmals 1517. Pläne des Großvaters, seinem Lieblingsenkel Ferdinand das spanisch Erbe zu verschaffen, scheiterten ebenso wie ein späteres Projekt der Tante Margarethe, Ferdinand statt Karl für die Kaiserwahl im Heiligen Römischen Reich kandidieren zu lassen.
Angespanntes Verhältnis zwischen den Brüdern
Das Verhältnis der beiden Brüder blieb gespannt: Karl verweigerte Ferdinand ein eigenes Königtum Österreich. Weil der Kaiser aber unermüdlich in Europa unterwegs war, um Krieg gegen Frankreich zu führen oder seinen Pflichten in den Niederlanden und in Spanien nachzukommen, wuchs Erzherzog Ferdinand, der zunächst kaum Deutsch sprach, immer stärker in seine Rolle als Regent im Reich durch. 1526 wurde er auch zum König von Böhmen und wenig später zum König von Ungarn gewählt. 1526 gilt deshalb als Geburtsdatum der späteren Donaumonarchie. 1531 wurde Ferdinand auch zum König im Heiligen Römischen Reich gewählt.
Die direkte Nachbarschaft zum Osmanischen Reich war ab nun eine ständige Bedrohung: 1529 wurde Wien zum ersten Mal von den Türken belagert. Ferdinand verfügte über weit geringere finanzielle Ressourcen als Karl, deshalb konnte er die Osmanen nicht dauerhaft vertreiben. Er zeigte sich zunehmend enttäuscht über die zögernde Unterstützung seines Bruders.
Ferdinand wird Kaiser
Nach der Abdankung seines Bruders 1556 wurde Ferdinand auch Kaiser, starb jedoch schon acht Jahre später. Eigentlich sollte nun die Kaiserwürde zwischen der spanischen und der österreichischen Linie abwechseln. Sie blieb aber bis 1806 bei den österreichischen Habsburgern. Die Herrschaft der Habsburger in Spanien endete im Jahr 1700.