In der Hierarchie folgt der Offizial als oberster Richter einer Diözese unmittelbar auf den Bischof und ist als dessen "Gerichtsvikar" auf einer Ebene mit dem Verwaltungschef, dem Generalvikar, angesiedelt.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing bezeichnete Lindenberg als erfahrenen Seelsorger, lebensnahen Priester und "geistlichen Menschen". Dies seien wichtige Säulen für ein segensreiches Wirken an der Spitze des kirchlichen Gerichts.
Lindenberg würdigte am Dienstag das Kirchenrecht: "Das Kirchenrecht wird oft als Bremse für Entwicklung, für Wachstum und Aufbruch gesehen." Dem sei aber nicht so. "Das Kirchenrecht kann Menschen helfen, es gibt Rechtssicherheit und bietet Möglichkeiten, verfahrene Situationen zu klären." Er sehe sich "eher als jemanden, der Türen öffnet, als sie abzuschließen".
Seelsorger in einem Pendlerzug
Lindenberg hatte 2018 Aufsehen erregt, als er sich als Seelsorger in einem Pendlerzug als Ansprechpartner für Bahnreisende anbot. An Priesterhemd und weißem Kollar als Geistlicher erkennbar war er in der Fastenzeit immer dienstags in einer Regionalbahn von Limburg nach Frankfurt gependelt, frühmorgens hin und nachmittags zurück.
Dass er sich erkennbar als Priester in den Zug setze, solle zeigen: "Hier ist ein Mensch, der Zeit hat. Das ist es, was ich biete: Zeit", sagte er damals der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Lindenberg stammt aus Münster und wuchs in Frankfurt auf. Er studierte Philosophie und Theologie in Frankfurt und Rom. 1992 wurde er vom damaligen Limburger Bischof Franz Kamphaus zum Priester geweiht. Im Oktober 1993 wurde Lindenberg Kaplan in Oberursel und begann 1996 in Rom ein Aufbaustudium in Kirchenrecht.
Zwei Jahre später kehrte er ins Bistum Limburg zurück und war als Bezirksjugendpfarrer und Bezirksvikar, Pfarrverwalter, Diözesanjugendpfarrer und BDKJ-Präses tätig. Seit 2003 war er zudem Diözesanrichter am Bischöflichen Offizialat. Aktuell verantwortet er gemeinsam mit Stefanie Matulla die Diözesanstelle Berufe der Kirche.
Assenmacher vorzeitig aus Amt ausgeschieden
Sein Vorgänger Assenmacher war zum 31. März vorzeitig aus dem Amt des Offizials geschieden. Etwa zwei Wochen zuvor war das Missbrauchsgutachten im Erzbistum Köln vorgestellt worden.
Assenmacher war nicht nur seit 2010 Offizial des Bistums Limburg, sondern zugleich seit 1995 auch Offizial im Erzbistum Köln. Nach der Vorstellung des Kölner Gutachtens war Assenmacher von Kardinal Rainer Maria Woelki als Offizial des Erzbistums Köln vorläufig von seinen Aufgaben entbunden worden. Die Untersuchung sah Pflichtverletzungen durch acht Amtsträger im Erzbistum Köln, darunter auch Assenmacher.