Blasphemie (Gotteslästerung) gilt im islamisch geprägten Pakistan als Kapitalverbrechen, auf das die Todesstrafe steht. Asia Bibi saß aufgrund der Regelung jahrelang in der Todeszelle. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie in Kanada.
Sie äußerte sich bei einer Online-Konferenz des Hilfswerks "Kirche in Not" (Dienstag) per Audio-Schalte anlässlich der Veröffentlichung eines neuen Berichts zu "Religionsfreiheit weltweit". Demnach gibt es in 62 von 196 untersuchten Ländern schwerwiegende Verstöße gegen dieses Menschenrecht.
In den meisten von ihnen habe sich die Lage seit 2018 verschlechtert. Zu den schwersten Rechtsverletzern zählten einige der bevölkerungsreichsten Staaten der Erde, darunter China, Indien, Pakistan, Bangladesch und Nigeria.
Schutz für minderjährige Mädchen gefordert
Asia Bibi forderte die internationale Gemeinschaft auf, das Recht auf Religionsfreiheit weltweit durchzusetzen. Mit Blick auf Pakistan sei mehr Schutz vor allem für minderjährige Mädchen notwendig. Viele würden entführt, vergewaltigt, zwangskonvertiert und von ihren Peinigern zur Heirat gezwungen.
Gerichtet an Pakistans Premier Imran Khan sagte die Christin: "Wenn der Islam Frieden und Harmonie lehrt, wie kann dann im Namen der Religion ausgeübte Gewalt gegen christliche Mädchen und Frauen rechtens sein?"
Die Frau aus dem Punjab saß nach ihrer Verurteilung zum Tod wegen angeblicher Blasphemie fast neun Jahre im Gefängnis, bis das Urteil im Januar 2019 durch das höchste Gericht des Landes aufgehoben wurde. Der Freispruch führte in Pakistan zu tagelangen gewaltsamen Protesten muslimischer Hardliner. Im Mai 2019 konnte Asia Bibi unter größter Geheimhaltung nach Kanada ausreisen.
Asia Bibi will sich beim Papst bedanken
Am Dienstag bekräftigte sie den Wunsch nach einem Besuch in Rom. Sie wolle sich sowohl bei Papst Franziskus als auch bei dessen Vorgänger Benedikt XVI. persönlich bedanken. Beide hätten mit öffentlichkeitswirksamen Appellen einen wichtigen Beitrag zu ihrer Befreiung geleistet.
Kurienkardinal Mauro Piacenza, Präsident der Päpstlichen Stiftung "Kirche in Not", nutzte die Veröffentlichung des neuen Berichts für einen Aufruf zu Frieden unter den Religionen. Gewalt aus Glaubensgründen sei nicht akzeptabel, betonte er. Der einzig gangbare Weg basiere auf Geschwisterlichkeit und gegenseitigem Respekt.