DOMRADIO.DE: Das Bergische Land und Malawi trennen über 10.000 Kilometer. Woher kam bei Ihnen die Motivation, diesen Schritt zu gehen?
Schwester Susanne Schrammel (Franziskanerin und Hausleiterin des Altenheims Marialinden): Unsere Gemeinschaft ist schon seit etwa 1984 dort unten. Vor Jahren war das nie ein Thema, in die Mission zu gehen. Ich bin vor zwei, drei Jahren gefragt worden und so lange gehe ich auch mit diesem Gedanken um. Das hat sich entwickelt. Vor etwa anderthalb Jahren habe ich mein Ja gegeben, habe mich auch beraten und lasse mich jetzt einfach drauf ein. Ich freue mich inzwischen auch drauf.
DOMRADIO.DE: Sie werden in Malawi, in einem der ärmsten Länder der Erde, Ordensschwestern vor Ort unterstützen. Bei was für einem Projekt werden Sie mitwirken?
Schwester Susanne: Ich gehe erst mal nach Madisi in Malawi. Dort sind unsere Schwestern schon lange in einem Projekt, einem Schule-, Kindergarten-, AIDS-Waisen-Projekt. Dort werde ich erst einmal ankommen. Ich muss die Kultur kennenlernen, die Menschen kennenlernen, die Sprache kennenlernen. Dann wird noch eine indonesische Schwester dazukommen, die ich noch nicht kenne. Aber wir werden uns dort unten kennenlernen und mit dieser Schwester starte ich in dem benachbarten Ort Dowa ein neues Projekt.
DOMRADIO.DE: Was wird das sein?
Schwester Susanne: Gemeindearbeit und soziale Arbeit, so ist erst einmal der Plan.
DOMRADIO.DE: Bis Herbst sind Sie aber noch hier. Wie können und werden Sie sich in Marialinden auf die Reise vorbereiten? Was können Sie jetzt schon tun?
Schwester Susanne: Ich werde mein Englisch auf Vordermann bringen. Ansonsten ist jetzt erst mal angesagt, dass ich hier meine Aufgabe gut zu Ende bringe, die Übergabe vornehme. Wir müssen auch die Kommunität hier auflösen. Es ist noch viel Arbeit.
Dann geht es nach Salzkotten. Zudem ist in der Planung, eventuell noch für ein, zwei Monate zu unseren Mitschwestern nach Amerika zu reisen, damit ich das Englische noch mal so richtig höre und spreche.
DOMRADIO.DE: Reisen in Corona-Zeiten ist nicht die einfachste Übung. Haben Sie da großen Respekt?
Schwester Susanne: Na ja, ich kenne es von unserem Altenheim. Hygiene-Vorkehrungen und all die Dinge, die haben wir hier ganz gut drauf. Trotzdem soll man sich jetzt nicht einschließen, sondern mit Vertrauen darauf zugehen.
DOMRADIO.DE: Sie waren neun Jahre Leiterin des Altenheims Marialinden. Was meinen Sie, was werden Sie an der Arbeit vermissen?
Schwester Susanne: Ich werde das Haus, die Bewohner vermissen, die Mitarbeiter. Man ist viele Jahre miteinander durch dick und dünn gegangen. Und das bindet. Das baut unwahrscheinlich viele Beziehungen auf. Ich werde sie vermissen, auch die Arbeit. Es ist viel und sehr abwechslungsreich. Aber konkret kann ich es Ihnen nicht sagen. Also erst mal werde ich die Menschen irgendwie vermissen.
DOMRADIO.DE: Aber das Neue wartet. Und Sie haben ja gesagt, Sie freuen sich inzwischen auch auf dieses neue Kapitel. Sie spüren bestimmt auch ein Kribbeln?
Schwester Susanne: Ich spüre es schon, wenn es im Herbst losgeht. Meine größte Hürde ist erst einmal der Flug. Aber wenn ich ankomme, komme ich ja zu Mitschwestern. Die kenne ich. Und da komme ich erst mal gut an. Im Moment spüre ich noch keine Angst oder so, weil ich ja irgendwo schon in ein vorbereitetes Heim komme, wo ich herzlich willkommen geheißen werde.
Das Interview führte Carsten Döpp.