"Wer so viel gesehen und so viel erlebt hat wie diese Mauern, der lässt sich nicht so leicht entmutigen, auch wenn einem der Wind ins Gesicht bläst", sagte Bischof Jung am Pfingstmontag bei einem Festgottesdienst in der Würzburger Franziskanerkirche. Das örtliche Kloster wurde noch zu Lebzeiten des heiligen Franziskus im Jahr 1221 gegründet. Es ist damit das einzig durchgehend bestehende. Heute leben dort 18 Fanziskaner-Minoriten. Es ist außerdem der Sitz der deutschen Provinz.
Fehlschläge nicht Grund für Resignation
Der Würzburger Bischof verwies darauf, dass eine erste Mission der Franziskaner in Deutschland 1219 scheiterte. Grund dafür sei die Sprache gewesen. So hätten die Ordensleute etwa bejaht, Häretiker zu sein. Ein erster Fehlschlag sollte auch heute nicht Anlass zur Resignation sein, so der Bischof. "Wir leben in einer Zeit, in der oft nur die Methode 'trial and error' weiterhilft und Experimentierfreude gefragt ist. Das verlangt, sich auszusetzen, sich gegebenenfalls auch lächerlich zu machen." Die richtige Mannschaft, der rechte Zeitpunkt und das Feuer des heiligen Franziskus hülfen weiter.
Beherztes Nein auch wichtig
Die gescheiterte erste Mission zeige aber auch, dass es gelte, die Sprache der Menschen zu sprechen, wenn man missionarisch unterwegs sein wolle, betonte Jung. "Und zweitens, dass man nicht zu allem Ja sagen muss, gerade wenn man einen evangeliumsgemäßen Lebensstil propagiert." Es erfordere, vielem ein beherztes Nein entgegenzusetzen, was der durchschnittliche Bürger für normal oder zeitgemäß erachte.
Mut zum echten Glaubenszeugnis
Es brauche Mut zum echten Glaubenszeugnis, "auf das auch heute dieses Land so sehr wartet", forderte Jung. Mut müsse allerdings mit Sachverstand gepaart sein, um Erfolg zeitigen zu können. Vielfach stünden sich Christen mit falschen Ängsten und übergroßen Befürchtungen selbst im Weg. "Anstatt im Vertrauen auf Gott und großer Entschiedenheit den Glauben zu verkünden, ziehen wir uns dann zu schnell in unser Schneckenhaus zurück."
Radikale Gegenentwürfe
Während zu Lebzeiten Franziskus' manche versuchten, notwendige Korrekturen bei der Kirche außerhalb von ihr vorzunehmen, hätten dies die Franziskaner innerhalb getan. Schon damals habe der radikale Gegenentwurf, das Evangelium ohne verwässernden Kommentar und Ermäßigung zu leben, fasziniert, erklärte der Bischof. "Vielleicht ist auch in unseren Tagen gerade der radikale Gegenentwurf gefragt, der die Dinge nicht nur ein bisschen anders macht, sondern alles auf eine Karte setzt. Kirchenreform aus dem Herzen der Kirche selbst und nicht gegen die Kirche."