Das geht aus einer Stellungnahme hervor, die am Freitag vor Pfingsten in großer Einmütigkeit verabschiedet wurde. Gegenüber DOMRADIO.DE bestätigte der Sprecher der Stadt- und Kreisdechanten, Bruno Kurth, dass man als ordentlichen Weg zuerst das Gespräch mit dem Kölner Erzbischof Kardinal Woelki suchen wolle.
"Grund des Schreibens ist eine große Sorge der wichtigen Stadt- und Kreisdechanten um das Erzbistum", erklärte Kurths Pressestelle. Am Freitag solle es ein Gespräch zwischen den Dechanten und dem Erzbischof geben. Ein Stadt- oder Kreisdechant ist der oberste katholische Repräsentant in einer größeren Stadt oder in einem Kreis und somit Vertreter des Erzbischofs.
Zu möglichen personellen Konsequenzen, die laut Medienberichten in dem Positionspapier der Stadt- und Kreisdechanten aufgezeigt werden, wollte sich Stadtdechant Kurth nicht vor dem Gespräch mit dem Kardinal äußern.
Ringen um Aufklärung
Seit mehr als einem Jahr wird im Erzbistum Köln um die öffentliche Aufarbeitung früherer Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche gerungen. Dabei geht es auch darum, Verantwortliche zu benennen, die Täter geschützt und Verbrechen vertuscht haben. Ein erstes Aufarbeitungsgutachten hatte Woelki nicht veröffentlichen lassen, weil er es für fehlerhaft und nicht rechtssicher hält. In einem zweiten Gutachten, das im März veröffentlicht wurde, weisen Juristen um den Strafrechtler Björn Gercke hohen Amtsträgern im Erzbistum Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen nach. Woelki selbst wird durch den Gercke-Report entlastet.
Für Schlagzeilen sorge zuletzt eine Kontroverse um eine geplante Firmung in Düsseldorf. Mitglieder der Gemeinde Sankt Margareta versuchen zu verhindern, dass Woelki selbst die Firmung spendet, da sie ihn für unglaubwürdig halten. In der Gemeinde waren zwei beschuldigte Priester aus dem Gercke-Report tätig: Kaplan D., den Woelki 2017 trotz des Vorwurfs sexueller Übergriffe zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten ernannte und kürzlich beurlaubte, sowie der inzwischen verstorbene Pfarrer O., dem schwerer Missbrauch an einem Kind vorgeworfen wird.
Einmaliger Vorgang
Der Kardinal nahm den Fall O. nach seinem Amtsantritt 2015 zwar zur Kenntnis, unterließ aber eine kirchenrechtliche Voruntersuchung und eine Meldung nach Rom. Dieses Vorgehen begründet er mit der damals weit fortgeschrittenen Demenz des ehemaligen Pfarrers, die eine Befragung unmöglich gemacht habe.
"Eine Bitte von Gläubigen an ihren Bischof, von einer Sakramenten-Spendung abzusehen, ist ein Schritt, den ich so noch nie erlebt habe", sagte der Düsseldorfer Stadtdechant Frank Heidkamp der "Rheinischen Post" (Mittwoch). Er stellte klar, dass nicht die Gemeinde als Ganzes den Erzbischof ausgeladen habe. Zudem wolle er Woelki keine Ratschläge erteilen, ob es momentan sinnvoll sei, selbst zu der Firmung zu kommen.
Am Donnerstag treffen sich Vertreter der Gemeinde und der Kardinal zu einem Gespräch. Die Reforminitiative Maria 2.0 hat eine Protestaktion angekündigt.