Synagogengemeinde Saar erinnert an Neugründung vor 75 Jahren

Den Verfolgungen in der NS-Zeit zum Trotz

Mit einem Festgottesdienst hat die Synagogengemeinde Saar am Sonntag an ihre Neugründung vor 75 Jahren erinnert. Der Gottesdienst, an dem auch einige Politiker teilnahmen, wurde live im Fernsehen übertragen.

Synagoge in Saarbrücken / © Harald Tittel (dpa)
Synagoge in Saarbrücken / © Harald Tittel ( dpa )

Damals hätten die Gründerinnen und Gründer beschlossen, den Verfolgungen in der NS-Zeit zum Trotz "jüdisches Leben an der Saar wieder aufleben zu lassen", heißt es in der Einladung der Synagogengemeinde.

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans hat der jüdischen Gemeinde in seinem Bundesland die volle Unterstützung im Kampf gegen den Antisemitismus zugesagt. Für Gewalt und Hass gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger "ist in unserer Gesellschaft kein Platz", sagte der CDU-Politiker bei dem Festgottesdienst.

Ministerpräsident Hans über Antisemitismus

Es sei "unerträglich", wenn in Deutschland offen Antisemitismus zur Schau getragen würde. Das Existenzrechts Israels dürfe niemals infrage gestellt werden. Das Saarland werde sich "mit der ganzen Kraft unseres Rechtsstaates" gegen solche Entwicklungen wehren.

Hans betonte, er sei "unendlich dankbar", dass jüdisches Leben nach den "Schrecken der Shoa" in Deutschland wieder möglich geworden sei. "Die Selbstverständlichkeit des jüdischen Lebens im Saarland und in Deutschland, sie darf nie wieder aufs Spiel gesetzt werden", bekräftigte der Ministerpräsident.

Die Gründung

Am 2. Juni 1946 wurde im kleinen Sitzungssaal des Saarbrücker Rathauses die Jüdische Kultusgemeinde Saarbrücken gegründet. Im August 1946 entstand daraus für das gesamte Saarland die Synagogengemeinde Saar. Fünf Jahre später wurde die neue Synagoge in Saarbrücken eröffnet. Damit sei die Synagoge das erste neu erbaute
jüdische Gotteshaus in der heutigen Bundesrepublik, sagte die Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar, Ricarda Kunger.

Die jüdische Gemeinde sei zum Zeitpunkt ihrer Gründung noch Teil der französischen Besatzungszone gewesen. Kunger erinnerte zudem daran, dass es vor der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten 23 jüdische Gemeinden im Saarland gegebenen hatte. Jetzt existiere noch die Synagogengemeinde Saar.

Kunger: Jüngste antisemitischen Vorfälle in Deutschland machen Angst

Kunger betonte, dass 75 Jahre nach der Neugründung der Gemeinde jüdisches Leben zwar wieder ein "Teil dieser Gesellschaft" geworden sei, zugleich verfolge man den "aufkeimenden Antisemitismus" in der Gesellschaft aber mit Sorge. Die jüngsten antisemitischen Vorfälle in Deutschland machten ihr Angst. "Wir hätten es uns nicht träumen lassen, dass sich die demokratische Gesellschaft noch 76 Jahre nach dem Holocaust so schwer tut, sich dieses Extremismus zu erwehren." 

Zudem warnte sie vor einer "strategisch organisierten Indoktrination" gegen Jüdinnen und Juden, die vor allem im Internet betrieben werde.  Der Saarländische Rundfunk überug den Festgottesdienst mit geladenen Gästen live in seinem Fernsehprogramm. 

 

Quelle:
epd