Dank niedriger Infektionszahlen ist Sommerurlaub an Nord- und Ostseeküste möglich, viele Regionen sind ausgebucht. Auch die Angebote der Kirchen für Touristen laufen wieder. Viele Seelsorger freuen sich über die zurückgewonnenen Möglichkeiten der Begegnung, bleiben aber weiterhin vorsichtig.
Viel los in Sankt-Peter-Ording
In Sankt Peter-Ording gibt es unter anderem mittwochs um 21.00 Uhr ökumenische "Gedanken zum Sonnenuntergang am Südstrand". Donnerstags um fünf vor zwölf wird ein Mittagsgebet am Kirchenschiff am Ordinger Strand abgehalten. "Alles was üblicherweise in Innenräumen stattfindet, ist noch nicht wieder angelaufen, mit Ausnahme der Gottesdienste", sagt Kur- und Urlauberseelsorgerin Ute Große Harmann von der katholischen Pfarrei Sankt Knud in Husum, die auch für die nordfriesischen Inseln Sylt, Föhr und Amrum zuständig ist. "Aber wir planen spontan noch Veranstaltungen wie Abendgebete und meditative Strandspaziergänge, die draußen stattfinden können."
In den ersten Sommertagen seien die Gottesdienste der Tourismus-Pastoral bereits sehr gut angenommen worden, so Große Harmann. "Ich habe den Eindruck, in Sankt Peter-Ording ist es voller als in Vor-Corona-Zeiten." In den seelsorglichen Gesprächen spiele die Pandemie kaum eine Rolle. "Die meisten Menschen sind froh, wieder rauszukommen und Ferien machen zu können."
Eckernförde gut vorbereitet
Am Strand von Eckernförde lädt die Schäferwagenkirche des evangelischen Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde an sechs Tagen in der Woche zu Momenten der Ruhe und Entspannung ein. Donnerstags um 11.30 Uhr gibt es ein Strandgebet in dem mobilen Gotteshaus. Freitags um 18.30 Uhr steht ein Strandsegen auf dem Programm. Sonntags um 21.30 Uhr findet das ökumenische Angebot "Himmelwärts blicken" statt - ein Abendimpuls mit Musik. Mitte Juli plant das Team einen inklusiven Theaterworkshop für Kinder und "Junggebliebene", bei dem "Der kleine Prinz" einstudiert werden soll.
"Wir sind gut vorbereitet, weil wir auch schon im letzten Jahr unter Corona-Bedingungen gearbeitet haben", sagt die Eckernförder Tourismuspastorin Brigitte Gottuk. Die Gespräche mit den Urlaubern verlaufen ihren Erfahrungen nach sehr unterschiedlich. "Wenn man alles verloren hat und sich eine neue Existenz aufbauen muss, dann spielt Corona natürlich schon eine Rolle", so Gottuk. Ansonsten überwiege die Freude über den Urlaub und die kirchlichen Angebote.
In Mecklenburg treffen Urlauber möglicherweise Franziskanerpater Gabriel Zörnig, der erstmals mit einem Wohnmobil auf Tour geht. Unter dem Motto "Franziskanisch unterwegs" fährt er durch das Land, um mit Urlaubern und Einheimischen ins Gespräch zu kommen. "Die Menschen kommen nicht mehr in die Kirche, also muss die Kirche zu ihnen kommen", erklärt der frühere Jugend- und Gefängnisseelsorger.
Auf der Insel Poel habe er zufällig eine Frau beim Besuch einer Kirche getroffen. "Nach einer halben Stunde Gespräch kannte ich ihre ganze Lebensgeschichte", erzählt Bruder Gabriel. "Die Leute brauchen jemanden, mit dem sie reden können." Sein Wohnmobil, das mit einem großen Logo gekennzeichnet ist, soll in den nächsten Wochen unter anderem in Warnemünde, Kühlungsborn und an der Mecklenburgischen Seenplatte zu finden sein.
Seelsorge auf Texel
Nach einem Jahr Corona-Pause werden auch auf Texel wieder deutschsprachige Gottesdienste, Gespräche und Freizeitveranstaltungen angeboten. Das Programm werde "anders, aber es wird gut werden", verspricht Bernd Wolharn vom katholischen Bistum Essen, das seit über 50 Jahren im Sommer Touristenseelsorge auf der größten niederländischen Ferieninsel anbietet. Im vergangenen Jahr konnte das Team nur über Soziale Medien mit den Urlaubern Kontakt halten. In diesem Jahr finden wieder Gottesdienste in der katholischen Bonifatius-Kirche in De Koog statt, zu denen sich Teilnehmer anmelden müssen. Außerdem wird dort eine Bücherei aufgebaut, die kostenlos Bücher und Spiele verleiht.
Auf das Dünensingen und manch anderes beliebtes Angebot müssen die Touristen jedoch noch verzichten. Auch der beliebte Wohnwagen der Seelsorger dient in diesem Jahr nicht als Ort der Begegnung, sondern nur als Unterkunft für das Team.