"Ein Beispiel ist die heute noch bestehende Benennung einiger Kirchen nach erwiesenen Judenfeinden, unter anderem die Pfarrkirche Sankt Johann von Capistran in München. Diese Namenspatronate sollten noch stärker problematisiert und Gegenstand einer breiten, offenen Debatte werden", sagte der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung am Freitag in einem Interview mit dem ökumenischen Rogate-Kloster Sankt Michael in Berlin. Zugleich wies Felix Klein darauf hin, dass sich die Kirchen, viele ihrer Gemeinden und einzelne Christen "schon lange sehr engagiert" für die Bekämpfung von aktuellem und historischem Antisemitismus einsetzen.
Christlich-jüdischen Dialog stärken
Gemeinsamkeiten zu verdeutlichen und den christlich-jüdischen Dialog zu stärken, sollte "auch künftig weit oben auf der kirchlichen Agenda stehen", so Klein. Als "sehr gelungene Aktion" bezeichnete er die aktuell laufende Kampagne "#beziehungsweise: jüdisch und christlich - näher als du denkst" der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland, die Gemeinsamkeiten oder Ähnlichkeiten zwischen Judentum und Christentum aufzeigt.
Stärkung der jüdischen Gemeinschaft
Mit Blick auf die Bekämpfung von Antisemitismus sagte Klein: "Der Schutz jüdischen Lebens bedeutet für mich aber auch die positive Stärkung der jüdischen Gemeinschaft im Sinne einer Wahrnehmung und Wertschätzung jüdischer Kultur, Religion und jüdischen Alltags." Jüdinnen und Juden als einen selbstverständlichen Teil einer vielfältigen Gesellschaft zu begreifen und ihnen mit Offenheit und Interesse zu begegnen, "das sollte unser gemeinsames Ziel sein", hob der Antisemitismusbeauftragte hervor. "Von einer solchen Haltung profitieren nicht nur Jüdinnen und Juden und unser gesellschaftlicher Zusammenhalt, sondern auch jede und jeder Einzelne, die beziehungsweise der sich für den Dialog öffnet."