Die Professorin für Religion und Politik an der Universität Birmingham äußerte dies am Donnerstag bei einer Konferenz der European Academy of Religion in Münster. Zugleich sei die Rolle der Religion durchaus ambivalent zu sehen. Mancherorts seien Glaubensgemeinschaften für Corona-Ausbrüche verantwortlich gewesen.
Sicherheit durch Religion
Religionen hätten jene Sicherheit geboten, die manch säkulare Institution nicht habe geben können, so Cesari. Dabei gehe es nicht nur um materielle Sicherheit, sondern auch um psychologische Unterstützung. Religionsgemeinschaften müssten sich vor allem in freiheitliche Diskurse und die Frage nach den Grenzen zunehmend autoritärer Systeme einbringen. Sie könnten eine kritische Stimme sein, die nicht von nationalstaatlichen Interessen geleitet werde.
Auch die Generalsekretärin des weltweit größten Religionsbundes "Religions for Peace" (RfP), Azza Karam, betonte die Bedeutung der Religionen insbesondere in Krisenzeiten. Sie wandte jedoch kritisch ein, dass religiöse Institutionen ihr Engagement nicht nur auf eigene Anhänger beschränken dürften. Es müsse darum gehen, ein multireligiöses Narrativ von Liebe und Barmherzigkeit zu entwickeln, um die Herausforderungen in Zeiten von Corona oder Klimawandel angehen zu können.
Chance für Zusammenhalt
"Können wir es uns wirklich erlauben, nicht zusammenzuarbeiten?", fragte die Religionswissenschaftlerin an der Freien Universität Amsterdam. Die Welt befinde sich an einem Scheidepunkt. Es gehe darum zu entscheiden, wie die Menschheit künftig zusammenleben und wirken wolle. Die Pandemie könne eine Chance für mehr globalen Zusammenhalt sein.
Karam schaute in ihrem Vortrag zudem kritisch auf Debatten um Religionsfreiheit. Nur weil Länder die freie Ausübung der Religion zusagten, seien dadurch Diskriminierungen nicht ausgeschlossen.
Sie beklagte zudem, dass es vielerorts fehlenden Anstand von Menschen im Umgang miteinander gebe. Auch hier sei es Aufgabe der Religionen, gemeinsam für ein gutes Zusammenleben zu werben.