Ethik-Experte fordert Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen

"Ungeimpfte machen sich zur Randgruppe"

Der Humangenetiker und Medizinethiker Wolfram Henn spricht sich für eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen aus. Dabei gehe es vor allem um den verantwortungsbewussten Schutz von vulnerablen Personen, erklärte Henn.

Impfzentrum / © Uwe Anspach (dpa)
Impfzentrum / © Uwe Anspach ( dpa )

Der "Bild am Sonntag" sagte er: "Mein Vorschlag wäre, so eine Impfpflicht für Berufe mit personennahen Dienstleistungen einzuführen. Allerdings nur bei solchen Berufen, bei denen der Mensch, der die Dienstleistung in Anspruch nimmt, keine Wahlfreiheit hat."

Das seien Berufe in der Medizin, in der Pflege, in Schulen und Kitas, aber auch in manchen Transportberufen wie etwa für Taxifahrer: "Diese sind für Krankenfahrten von vulnerablen Personen verantwortlich", erklärte Henn. Friseure wiederum wären nicht betroffen, weil der Kunde hier die Wahlfreiheit habe.

Gesundheitsschutz ist wichtiger

Zum Nutzen der Maßnahme zieht der Medizinethiker den Vergleich zur bereits eingeführten Masern-Impfpflicht für Kita-Personal. Dort gehe es darum, Infektionen in der Größenordnung von etwa 1.000 Fällen pro Jahr zu verhindern. Eine berufsbezogene Corona-Impfpflicht würde aus Henns Sicht leicht ein Vielfaches an Infektionen verhindern.

Mittlerweile hat sich die Regierung darauf verständigt, dass Arbeitgeber in Pflegeheimen, Schulen oder Kitas ihre Beschäftigten nach dem Impfstatus fragen dürfen. Nach Henns Einschätzung ist das eine richtige Maßnahme, denn "der Gesundheitsschutz von Patienten und Kindern ist wichtiger als der Datenschutz der Beschäftigten".

Keine Spaltung der Gesellschaft

Nach Einschätzung des Ethikers führt der steigende Druck auf Ungeimpfte nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft: "Das Wort Spaltung erzeugt die Vorstellung, als ob da ein Riss durch die Mitte der Gesellschaft ginge. Aber das stimmt nicht. Die Mitte der Gesellschaft sind die Geimpften. Diejenigen, die sich immer noch nicht impfen lassen wollen, machen sich selbst zur Randgruppe. Die könnten sie sehr einfach wieder verlassen."

Auch der Begriff Diskriminierung sei hier falsch, weil man darunter eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung verstehe: "Für die Ungleichbehandlung von Geimpften und Ungeimpften gibt es handfeste Gründe."

 


Quelle:
KNA
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