"Wir sollten das nicht als generöse Haltung verstehen. Den Ländern weltweit stehen diese Impfstoffe genauso zu wie uns", erklärte Neher am Montag im rbb-inforadio mit Blick auf die Beratungen der G20-Staaten zum internationalen Impfprogramm Covax.
Für Verknappung von Impfstoffen gesorgt
Die Bereitstellung der Impfdosen gegen Covid-19 sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings hätten viele westliche Länder durch gesonderte Verträge mit den Herstellern erst für eine Verknappung von Impfstoffen gesorgt. "Insofern ist das ein bisschen wie ein Feigenblatt", sagte Neher.
Drei Viertel der weltweit produzierten Impfstoffe seien an lediglich zehn Länder weltweit gegangen. Dies sei im Hinblick auf die gesamte Weltbevölkerung egoistisch und auch nicht nachhaltig: Durch die Verknappung in anderen Ländern könnten neue Virusvarianten entstehen, gegen die bisherige Impfstoffe dann nicht mehr wirkten. Die westlichen Länder seien davon dann auch betroffen, erklärte Neher.
Freigabe der Patente befürwortet
Um die Produktion von Impfstoffen anzukurbeln, befürwortete der Caritaspräsident die Freigabe der Patente für die Impfstoffe grundsätzlich. Da allerdings der Widerstand dagegen zu groß sei, halte er den Aufbau von eigenständigen Produktionsstätten in den jeweiligen Entwicklungsländern in Kooperation mit Pharmaunternehmen momentan für die sinnvollste Lösung.
Die Gesundheitsminister der G20-Staaten beraten seit Sonntag unter anderem über einen Impfpakt für ärmere Länder und die Immunisierung der Weltbevölkerung. Auch Deutschland will sich laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit 100 Millionen Impfdosen beteiligen.