Der katholische Berliner Theologe Lob-Hüdepohl sagte am Mittwochabend im ZDF, es gehe um eine Güterabwägung. Gesundheits- und Datenschutz müssten gegeneinander abgewogen werden. In Pandemie-Zeiten sei das Gut der Gesundheit möglicherweise höher zu bewerten als der Schutz bestimmter Daten.
"Das muss man im Einzelnen auch in Corona-Zeiten anders gewichten." Der Maßstab bleibe aber identisch, nämlich: Persönlichkeiten sollen geschützt werden."
Im Schulwesen, in Kitas und Großraumbüros könne die Abfrage des Impfstatus "von Vorteil" sein, erläuterte das Mitglied des Deutschen Ethikrats. Dies müsse aber in einem Rechtsstaat gesetzlich festgeschrieben werden, etwa im Infektionsschutzgesetz. Dann sei es auch möglich, dagegen zu klagen.
Schon jetzt gebe es in bestimmten Bereichen das Offenlegen des Impfstatus, sagte Lob-Hüdepohl: "Wenn Sie sich nämlich testen lassen müssen und das Testergebnis vorlegen müssen, beispielsweise in den Schulen. Um davon befreit zu werden, müssen Sie dann auch den Impfstatus offenbaren", erläuterte der Berliner Theologe.
Schlögl-Flierl sieht schwere Abwägungslage
Auch Kerstin Schlögl-Flierl, Professorin für Moraltheologie an der Uni Augsburg und Mitglied des Deutschen Ethikrats, sprach von einer schwierigen ethischen Abwägung zwischen dem Persönlichkeitsrecht des Einzelnen und Fragen des Gemeinwohls.
Im Interview mit DOMRADIO.DE verwies sie darauf, dass in Berufen, die Kontakt mit besonders verletzlichen Personengruppen haben, bereits eine Mitteilungspflicht bestehe. "Wir sollten alles dafür tun, dass kein weiterer Lockdown kommt. Das sollte unsere Richtung sein. Das bedeutet auch, Freiheit einzuschränken." Schließlich gehe es beim Impfen auch um die Freiheit "zu" etwas. "Das ist beispielsweise die Freiheit zu mehr Gemeinschaft, die uns wieder möglich ist, wenn möglichst viele geimpft sind und wir die Kinder schützen."
Lilie will Wahrung der Verhältnismäßigkeit
Der Präsident des evangelischen Wohlfahrtsverbandes Diakonie, Ulrich Lilie, erklärte in Berlin, er halte es für verhältnismäßig, Mitarbeitende, die in sensiblen Bereichen wie Altenheimen oder Behinderteneinrichtungen tätig sind, nach ihrem Impfstatus fragen zu dürfen, solange die Bedrohung durch die Pandemie noch in diesem Maße andauere.
"Der Schutz der Menschen, die sich der Diakonie anvertraut haben, hat für uns höchste Priorität. Für verhältnismäßige Hygienekonzepte und die Verringerung von Infektionsrisiken in unseren Häusern ist die Kenntnis relevant, ob Mitarbeitende geimpft sind oder nicht."