Ich bin verblüfft, dass der promovierte Ingenieur Christian Weingarten sich ausgerechnet die katholische Kirche als Arbeitgeberin gesucht hat. Aber Christian Weingarten ist unmittelbar am Rande vom Braunkohletagebau aufgewachsen. Und war erschüttert, wie sehr sich das Erzbistum Köln bei den Protesten, z.B. zum Hambacher Forst, zurückgehalten hat.
Da anfangen, wo am meisten zu tun ist
„Der Hambacher Forst liegt an der Grenze zum Erzbistum Köln, da wird Schöpfung zerstört“, sagt Christian Weingarten. Und obwohl „wissenschaftlich genau erwiesen sei, dass da eine Katastrophe stattfindet“, halte Kirche sich total zurück. Im Gegenteil, sogar Gegenwind habe es gegeben, als sich Christian Weingarten selbst vor Ort engagieren wollte.
„Umso mehr ich damit befasst habe, umso erschrockener habe ich gesehen, wie wenig gemacht wird in der Kirche“. Und zieht daraus seinen ganz eigenen Schluss: „Wenn ich was für Umweltschutz tun will, muss ich ja eigentlich da anfangen, wo noch am meisten zu tun ist“. Christian Weingarten verlässt seine gut bezahlten Ingenieursstelle und wird Umweltbeauftragter des Erzbistums Köln.
Kirche darf nicht erst reagieren, wenn die Kirchenkeller volllaufen
Christian Weingarten hat seine ökologische Umkehr hinter sich. Nun versucht er andere dafür zu gewinnen. Es reiche nicht, auf ein bisschen Fleisch zu verzichten oder einen Flug weniger zu nehmen und zu denken „ich bin jetzt ökologisch“, sondern wir müssten alle Bereiche unseres Lebens reflektieren.
Dabei ist Christian Weingarten überzeugt, könne seine Kirche, die „den Klimawandel verschlafen hat und selbst Teil der Klimaräuberbande ist“, eigentlich eine Vorreiterrolle spielen. Wenn sie ganzheitlich denke, großflächig in Fotovoltaik auf Kirchendächern investiere, Fleisch in katholischen Kantinen streiche und „endlich nicht mehr für eine dreiviertel Stunde Messe die Luft einer Riesenkirche aus Gas- oder Ölheizungen gewärmt“ werde.
Ich habe total viel Hoffnung
Schon 2030, sagt Christian Weingarten, könnte das Erzbistum Köln klimaneutral sein. Eine Riesenaufgabe. Aber eine lösbare, wenn, ja, wenn: „Wir jetzt wirklich mal handeln.“
Wie Christian Weingarten diese Aufgabe lösen will, darüber erfahren Sie in der Sendung. In der wir auch über die beiden Pfeiler im Leben von Christian Weingarten sprechen, über Natur und Spiritualität. Dafür reisen wir mit ihm in die USA, wo Christian Weingarten die Gewalt des Hurrikans Katrina erlebte und in seiner baptistischen Gastfamilie erfuhr, wie sehr Gott und Glaube im Alltag vorkommen kann.
Am Ende sagt der Umweltbeauftragte schließlich:
„Ich habe total viel Hoffnung, dass sich viel bewegt. Wir müssen uns nur auch ganz viel bewegen.“