In seiner Predigt am Tag der Geburt des Herrn geht Rainer Maria Kardinal Woelki auf das Licht ein, was in der Nacht in die Welt gekommen sei. "Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet" (Joh 1,9) – dieses Licht sei nichts anderes als das Wort Gottes, so Kardinal Woelki. Es komme nicht nur von ihm - es sei Gott selbst.
"Obdachlosigkeit ist dramatisch"
In den Mittelpunkt seiner Worte stellt der Kardinal die Obdachlosigkeit. "Die Zahlen sind dramatisch", sagte der Erzbischof. Viele Menschen können sich "Wohnen" nicht mehr leisten. Weil Gott aber an Weihnachten in der Menschwerdung seines Sohnes unter uns Wohnung nehme, könne man nicht einfach schweigen, wenn Menschen heute kein Zuhause und keine Wohnung finden. Letzte Geborgenheit und Sicherheit würden wir bei Gott finden, der zu uns kommt, nicht nur damals in Betlehem, sondern auch heute.
Wo wir ihn aufnehmen und in unserem Leben lassen, ändere sich alles, so Woelki. Unsere Sehnsucht nach einem Zuhause entspreche unserem Menschsein, der Sohn Gottes erfülle demnach eine unserer Sehnsucht.
Jesus als Lichtwunder
Heilendes, strahlendes Licht von Gott her besiegt unsere deprimierende, desorientierende, demoralisierende Finsternis: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. … Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.“ (Jes 9,2)
Fünfundzwanzigster Dezember, Fest der Geburt Jesu Christi als des Heilands der Welt. Grund zu großer Freude – nicht zu Befürchtungen und Furcht: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude … Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.“ (Lk 2, 1–11) Heiligste Nacht. Fünfundzwanzigster Dezember im Jahr des Herrn. Vor allem aber: Heilszeit, heilende Zeit vom Herrn her, Gnadenzeit, heilsam, heute.
Das Weihnachtsfest ist das heute wohl geliebteste und beliebteste Fest der Christenheit, obgleich es im liturgischen Rang hinter dem Osterfest zurücksteht. Im Vergleich mit Ostern ist Weihnachten das deutlich jüngere Fest. Erst im vierten Jahrhundert begann man, ein Fest der Geburt Christi zu feiern. Weil der Ostertermin nach dem luni-solaren, d. h. Mond- und Sonnenjahr berücksichtigenden jüdischen Festkalender berechnet wird, besitzt er im Gregorianischen und im damals und für manche Kirchen der Orthodoxie bis heute gültigen Julianischen Sonnenkalender keinen fixen Platz. Der Tag der Geburt Christi hingegen haftet seit dem vierten Jahrhundert am 25. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende im römischen Jahreskalender. ...
aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Dezember 2017