Ein Gedanke, der vielleicht vielen von uns fremd und wie eine maßlose Überforderung scheine.
Doch wenn ein Mensch "die Sehnsucht nach Größe, nach etwas abenteuerlichem, nach etwas einzigartigem in sich spürt, nach etwas, was ihn über seinen grauen Alltag hinausführt, dann ist das schon der Schrei Gottes in seinem Herzen", so Kardinal Woelki. Wenn wir diesen Schrei hören, dann können wir schon hier und jetzt als Kinder Gottes an seinem göttlichen Leben teilhaben.
Es sang der Kölner Domchor unter der Leitung von Eberhard Metternich: An der Orgel: Winfried Bönig.
Am Beginn des dunklen Monats November, der sehr stark vom Totengedenken geprägt ist, feiert die Kirche das Hochfest Allerheiligen. Die Kirche gedenkt an diesem Tag aller Heiligen, auch der nicht kanonisierten. Letztlich verehrt sie in ihnen Christus, dessen Gnade sich als machtvoll erwiesen und die Heiligen zur Vollendung geführt hat. Die Heiligen sind Zeugen für die Kraft Gottes und für den Sieg des Auferstandenen, der in seiner Kirche lebt und auch heute noch Menschen ergreift. So ist das Allerheiligenfest ein durch und durch österliches Fest. Die Heiligen, die „triumphierende Kirche“, bilden zusammen mit uns Glaubenden, der pilgernden Kirche, die eine Kirche. Wir rufen die Heiligen als unsere Fürsprecherinnen und Fürsprecher an. Zugleich sind sie für uns Wegweiser auf das Ziel hin, das sie bereits erreicht haben, zu dem wir aber noch unterwegs sind.
Das Fest reicht im Orient zurück bis ins vierte Jahrhundert, wo neben den Festen einzelner Märtyrer um Ostern aller Märtyrer gedacht wurde. Das Datum des Gedenktages war dort zunächst unterschiedlich am 13. Mai oder dem Sonntag nach Pfingsten. Im Westen beging man das Märtyrergedenken am 13. Mai, dem Weihetag des römischen Pantheons zu Ehren der Jungfrau Maria und aller heiligen Märtyrer (609/610). Im achten Jahrhundert begann man in Irland und England, den 1. November als Fest aller Heiligen, nicht nur der Märtyrer, zu feiern. Damit erfuhr das zu diesem Zeitpunkt begangene keltische Neujahrsfest Samhain eine christliche Umdeutung. Die Furcht vor den Toten, mit der Samhain besetzt war – man entzündete Feuer und trieb Mummenschanz zu ihrer Abschreckung; diese Bräuche leben heute kommerzialisiert in Halloween (Allhallows eve) weiter –, wurde abgelöst von der österlichen Freude über die bleibende Gemeinschaft mit allen, die bereits in Gottes Ewigkeit leben. Vom neunten Jahrhundert an setzte sich der Allerheiligentag auch auf dem Festland durch.
Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. November 2019