Der Kölner Fürsterzbischof förderte den Bonner Komponisten

Beethovens (kirchen-)musikalisches Umfeld

Im Beethoven-Jahr richtet sich der Blick auch auf Komponisten, die der Bonner selbst sehr schätzte. Luigi Cherubini beeindruckte Beethoven vor allem mit einem geistlichen Werk.

Ludwig van Beethoven (1770-1827) / © Everett Historical (shutterstock)
Ludwig van Beethoven (1770-1827) / © Everett Historical ( shutterstock )

Von Cherubinis Requiem in c-moll war der Bonner Komponist so begeistert, dass das Werk zu seiner Beerdigung erklingen sollte. Die Aussage „Ich liebe und verehre Sie“ an die Adresse von Cherubini ist ebenso überliefert wie Beethovens Respekt vor Cherubinis Arbeit als Opernkomponist.

Cherubini und Beethoven

Heutzutage werden von Cherubini vor allem seine geistlichen Werke aufgeführt; vor allem das besagte Requiem und die Missa Solemnis von 1811 werden in geistlichen Konzerten musiziert. Insgesamt schrieb der italienische Komponist 11 Messvertonungen, der 10 Jahre jüngere Beethoven kommt nur auf zwei im Laufe seines Lebens. Beide schrieben je eine Messe für den Fürsten Nikolaus II. von Esterházy. Der ließ regelmäßig aus Anlass des Namenstages seiner Frau Maria Josepha Hermengilde von Liechtenstein extra Messvertonungen komponieren. Während die recht modern gehaltene C-Dur-Messe von Beethoven beim Fürstenhaus nicht gut ankam, war Esterhazy von Cherubini begeistert und wollte ihn sogar als Nachfolger von Joseph Haydn verpflichten – doch Geldprobleme des Fürsten verhinderten ein Engagement.

Doch nicht nur über Cherubini fand Beethoven lobende Worte, auch der in Wien tätige Pianist und Komponist Jan Vaclav Hugo Vorisek wurde von Beethoven geschätzt – der war ein Klavierschüler von Johann Nepomuk Hummel, der wiederum bei Mozart gelernt hatte.

Beethovens neidlose Anerkennung der Komponistenkollegen

Wenn Beethoven bis heute bisweilen als schlechtgelaunter Misanthrop dargestellt wird, gehen diese Aspekte – dass Beethoven gegenüber anderen Komponisten sehr liebenswürdig sein konnte und deren Qualität neidlos anerkannte – immer noch unter.

Ähnlich überraschend wie Beethovens Haltung zu seinen Kompositionskollegen, ist seine Beziehung zur Kirchenmusik. Seine groß angelegte Missa solemnis – die zweite Messvertonung nach der C-Dur-Messe - bezeichnete er als sein bestes Werk, beim Opernkomponisten Cherubini bewunderte er vor allem dessen Vertonung der katholischen Totenmesse. Der ehemalige Bonner Hoforganist Beethoven zeigt hier als Rheinländer wohl seine katholischen Wurzeln.

Kölner Erzbischof als Förderer von Beethoven

Schon sein Großvater und Vater waren bei der Bonner Hofkapelle angestellt, die ja in Diensten des Kölner Erzbischofs stand. Bereits als Jugendlicher wirkte der junge Beethoven in der Hofkapelle mit und wurde später dort sogar Hoforganist - zu dieser Zeit war Kurfürst Maximilian Franz der Erzbischof von Köln, der in Bonn residierte.

Anders als so mancher Fürstbischof in dieser Zeit nahm er sein geistliches Amt sehr ernst und verzichtete auf Prunk sowie einen verschwenderischen Lebensstil. Stattdessen kümmerte er sich um sein Bistum, feierte oft die Messe und firmte zahllose Menschen. Zudem pflegte der Erzbischof ein liberales Klima am Hof und förderte aufklärerisches Gedankengut. Der Gedanke der Freiheit beschäftigte Beethoven sein ganzes Leben lang (besonders sichtbar in der berühmten 9. Sinfonie mit der Vertonung der „Ode an die Freiheit“), schon in seiner Jugend in Bonn scheint er mit diesen Gedanken auch im Kontext mit dem Bonner Hof erstmals in Berührung gekommen zu sein.

Der Erzbischof förderte Beethoven, in dem er ihn als Hoforganisten anstellte und eine Reise nach Wien ermöglichte, bei der es möglicherweise zu einer Begegnung mit Mozart kam. Später finanzierte Maximilian Franz Beethoven sogar den Musik-Unterricht bei Joseph Haydn. Aus Dankbarkeit wollte Beethoven dem Erzbischof seine erste Sinfonie widmen, doch der überraschende Tod des Kirchenmanns 1801 verhinderte dies.

In der Sendung Musica erklingt von Luigi Cherubini die Missa Solemnis Nr. 2 in d-moll und von Jan Vaclav Hugo Vorisek die Sinfonie in D-Dur op. 23 in einer Einspielung mit dem WDR Sinfonieorchester.


Blick auf die Bonngasse mit dem Museum Beethoven-Haus Bonn (l.), Ludwig van Beethovens Geburtshaus / © Julia Steinbrecht (KNA)
Blick auf die Bonngasse mit dem Museum Beethoven-Haus Bonn (l.), Ludwig van Beethovens Geburtshaus / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR