Bekanntes und Unbekanntes beim neunten Konzert der Orgelfeierstunden

Beethoven, Grieg und Wagner auf der Kölner Domorgel

Der Speyerer Domorganist Markus Eichenlaub hat ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, bei dem berühmte Orgelwerke wie Widors 4. Orgelsinfonie als auch Bearbeitungen bekannter Chorwerke für die Orgel erklingen.

Markus Eichenlaub, Domorganist am Speyerer Kaiser- und Mariendom / © Georg Knoll (privat)
Markus Eichenlaub, Domorganist am Speyerer Kaiser- und Mariendom / © Georg Knoll ( privat )

DOMRADIO.DE überträgt das Konzert am 11. August 2020 live ab 19:45 Uhr.

Er ist seit 2010 Domorganist an der größten romanischen Kirche der Welt und kann von daher musikalisch sehr gut mit großen Räumen wie dem Kölner Dom umgehen: Markus Eichenlaub ist für die gesamte liturgische wie konzertante Orgelmusik am Speyerer Kaiser- und Mariendom verantwortlich.

Prachtvoller Raumklang mit dem Westwerk der Domorgel

Ganz zu Beginn des Konzertes lässt der Speyerer Domorganist buchstäblich die Fanfaren erklingen: Die Trompeten der Domorgel im Westwerk des Kölner Doms kommen beim prachtvollen „Fanfare and Gothic March” des belgischen Komponisten Guy Weitz zum Einsatz.

Beim weiteren Verlauf des Konzertes sind so große Namen wie Wagner und Beethoven vertreten, aber auch unbekannte Komponisten wie Carl Borromäus Waldeck. Er war ein Schüler von Anton Bruckner – der wiederum ist bis heute für seine klangvollen Sinfonien im Stil der Spätromantik berühmt.

Ein Bruckner-Schüler als Zeuge für dessen Meisterschaft an der Orgel

Bruckner war eigentlich von Hause aus Organist und für seine Improvisationskunst berühmt. Doch Werke für die Orgel schrieb er kaum – seine Orgel-Improvisationen sind eigentlich verloren, da Bruckner sie nicht aufschrieben hatte. Hier kommt nun Waldeck ins Spiel, denn der wurde immer wieder mit seinem Lehrer Bruckner verglichen, dem er auch als Dom- und Stadtpfarrorganist in Linz nachfolgte. Eichenlaub schreibt dazu im Programmheft für das Konzert im Dom: „Wenn auch Karl Borromäus Waldecks Werke mit der Genialität seines Vorbilds und Lehrmeisters vielleicht nicht adäquat mithalten können, so hat man doch das Gefühl, wenn man diese Musik hört und spielt, Anton Bruckner als Organist ein gutes Stück näherzukommen.“ Von Waldeck erklingt die „Orgelfantasie über Motive aus Beethovens Synfonien“ – so wird bei diesem Konzert auch an den 250. Geburtstag des Bonner Komponisten gedacht.

"Liebesmahl der Apostel" in der Orgelfassung

Richard Wagner, ein weiterer herausragender Komponist des 19. Jahrhunderts, ist durch eine Transkription, also der Übertragung eines seiner Werke für die Orgel vertreten. Das „Liebesmahl der Apostel“ für Männerchor und Orchester ist das einzige geistliche Chorwerk von Wagner und erzählt in Kantatenform das Pfingstgeschehen mit der Erscheinung des Heiligen Geistes nach. Beim Konzert im Kölner Dom spielt Eichenlaub eine Version für Orgel des italienischen Komponisten Marco Enrico Bossi, der das Chorwerk entsprechend bearbeitete: Das Ergebnis ist ein wirkungsvolles symphonisches Gedicht für Orgel in einer für Wagner typischen Tonsprache.

Als weitere Transkription erklingt dann von Edvard Grieg sein berühmtes Chorwerk „Ave maris stella“.  William Crane Carl bearbeitete dieses populäre Werk für Orgel, diese Fassung spielt Markus Eichenlaub dann an der Klais-Orgel im Kölner Dom.

Widor und seine Orgelsinfonien dürfen nicht fehlen

Charles Marie Widor ist für Orgelliebhaber ein bekannter Name; er steht für die Verwendung der Orgel als großes, sinfonisches Instrument im 19. und 20. Jahrhundert. Eichenlaub spielt aus der 4. Orgelsinfonie das „Scherzo“. Er schreibt über den Begriff „Orgelsinfonie“: „Dabei geht es Widor mit dieser Namensgebung nicht in erster Linie um eine Imitation des romantischen Orchesters, sondern um die Etablierung der Orgel als eines ihm ebenbürtigen Klangkörpers.“

Weitere Komponisten wie Achille Philip, Percy William Whitlock, Frederick William Holloway und Gerard Bunk runden den Konzertabend im Kölner Dom ab und zeigen die Vielfalt der europäischen Orgelmusik im 19. und 20. Jahrhundert.

Domorganist zunächst in Limburg, dann in Speyer

Markus Eichenlaub gehört seit Jahren zu den herausragenden Organisten in Deutschland – bereits 1998 wurde er Domorganist am Limburger Dom, wenig später Professor für künstlerisches Orgelspiel an der Folkwang Universität der Künste in Essen. 2010 zog es den Herxheimer wieder in sein Heimatbistum, er wurde Domorganist am Dom zu Speyer und von 2010 – 2018 Kirchenmusikdirektor des Bistums. Umfangreiche Konzerttätigkeit und CD-Aufnahmen zeichnen den Musiker aus. Bei seinem Konzert am Kölner Dom werden allerdings wie immer bei den Orgelfeierstunden in diesem Sommer nur wenige Zuschauer coronabedingt zugelassen. Die Ticketvergabe erfolgt über eine wöchentliche Kartenverlosung, die auf koelner-dom.de/orgelfeierstunden/ zu finden ist.

DOMRADIO.DE überträgt alle Konzerte der Orgelfeierstunden 2020 live in Ton und Bild immer dienstags ab 19:45 Uhr auf der Internetseite, bei Facebook (und der Facebook-Seite der Kölner Dommusik), Youtube und via dem katholischen Fernsehsender EWTN. In Regel gibt es ab viertel vor acht abends eine Werkeinführung durch den konzertierenden Organisten, ehe das Live-Konzert um 20 Uhr beginnt.


Blick in den Dom zu Speyer / © Sirio Carnevalino (shutterstock)
Blick in den Dom zu Speyer / © Sirio Carnevalino ( shutterstock )
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