Etwa rund 100 Menschen dürfen bei den Konzerten dienstags im Dom das fantastische Zusammenspiel von Musik und Architektur erleben – in den Jahren zuvor waren es für gewöhnlich mehrere tausend Zuhörer pro Abend. Aber wenigstens sind die Konzerte nicht abgesagt, betont Organisator und Domorganist Prof. Dr. Bönig: „Die Musik ist wichtig und essentiell für den Menschen. Und der Kölner Dom ist natürlich ein Gotteshaus, aber er soll auch Kultur - in Verbindung mit geistlicher Musik, die ja in unseren Konzerten erklingt - repräsentieren und nach außen strahlen. Das können die Konzerte dann hoffentlich in diesem Livestream auch zeigen.“
Domradio.de überträgt alle Konzerte live in Ton und Bild immer dienstags ab 20 Uhr auf der Internetseite, bei Facebook, Youtube und via dem katholischen Fernsender EWTN. Dabei wird eine Kamera extra auf das Pedal der Domorgel gerichtet, um den Orgelvirtuosen bei ihrem Spiel besonders gut zuschauen zu können.
Beethoven war wie Mozart auch Organist
In den 12 Konzerten spielen katholische und evangelische Organisten ganz unterschiedliche Kompositionen. Ein Schwerpunkt der Programme liegt auf der deutschen und französischen Romantik. Und natürlich steht im Jubiläumsjahr Musik von einem ganz besonderen Bonner „Kollegen“ von Bönig auf dem Programm. Niemand geringeres als Ludwig van Beethoven war in jungen Jahren zweiter Hoforganist in Bonn. Doch Orgelkompositionen gibt es vom „Titanen“ der Klassischen Musik trotzdem nicht, erklärt Prof. Bönig: „Er war ein hervorragender Organist wie Mozart, aber zu der Zeit war es üblich, an der Orgel fast nur zu improvisieren, und deswegen hat uns Beethoven für die Orgel nichts hinterlassen.“
Aber immerhin erklingen beim Auftaktkonzert Werke, die bekannte Kompositionen und Melodien von Beethoven zitieren, etwa aus der berühmten „Eroica“-Sinfonie oder aus „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“. Doch nicht nur Beethoven ist im Jahr seines 250. Geburtstages ein wichtiger Programmpunkt im Auftaktkonzert der Orgelfeierstunden, das traditionell der Kölner Domorganist persönlich spielt. In dem „Geburtstagskonzert“ am 16. Juni erklingen auch Werke von Charles Tournemire (150 Jahre), Paul Hindemith (125 Jahre) und Gabriel Fauré (175 Jahre).
Besonderes Konzert mit dem Dombaumeister
Der zweite Domorganist Ulrich Brüggemann wird ebenfalls ein Konzert spielen und evangelische Kollegen wie Johannes Unger von der berühmten Marienkirche in Lübeck oder Holger Gehring von der Kreuzkirche in Dresden.
Auch Kölns Dombaumeister Peter Füssenich ist dabei – allerdings nicht als Musiker, sondern natürlich als Experte für den Kölner Dom. Am 28. Juli gibt es eine Domführung mit Musik, Kunstwerke im Dom aus verschiedenen Jahrhunderten stellt der Dombaumeister vor, dann folgt Musik aus der jeweiligen Zeit. Bönig und Füssenich folgen dabei dem bekannten Zitat über gotische Gotteshäuser: „Musik ist klingenden Architektur, Architektur ist steingewordenen Musik“.
Die Tickets werden verlost
Aufgrund der Corona-Krise sind zurzeit nur 100 Besucher pro Abend zu den insgesamt 12 Konzerten bis Anfang September zugelassen. Die Ticketvergabe erfolgt über eine wöchentliche Kartenverlosung, die am vergangenen Donnerstag auf koelner-dom.de/orgelfeierstunden/ gestartet ist. Jeden Donnerstag von 9 Uhr bis Freitag 24 Uhr können sich Interessierte auf koelner-dom.de für das Konzert am Dienstag der Folgewoche registrieren, möglich sind maximal 2 Karten pro Person. Samstags ab 17 Uhr werden die Gewinner dann benachrichtigt.
Im nächsten Jahre hoffentlich wieder mit tausenden Besuchern
1960 wurden die Orgelfeierstunden am Kölner Dom vom damaligen Domorganisten Josef Zimmermann ins Leben gerufen. Ausgerechnet der 60. Zyklus wird durch die Coronakrise erheblich beeinträchtigt. Um das Risiko von kurzfristigen Ausfällen durch Reiseverbote oder Ausgangssperren vor Ort zu minimieren, hat Domorganist Bönig schweren Herzens nur Organisten aus Deutschland eingeladen – die Kollegen aus anderen Ländern sind für nächste Jahr schon fest eingeplant – dann hoffentlich wieder mit vielen tausend Besuchern im Kölner Dom.