Experten fordern mehr gesellschaftliche Hilfe für Dorfkirchen

Eine Kirche auf 92 Gläubige

Sanierungsbedürftige Kirchen sind für Gemeinden eine Belastung – vor allem finanziell. Der Vorsitzende der Brandenburger Architektenkammer will die Erhaltung der Dorfkirchen nicht länger den Kirchengemeinden allein zu überlassen.

Eine Dorfkirche auf dem Land / © Pyty (shutterstock)

Angesichts sinkender Mitgliederzahlen werden die Rufe nach gesellschaftlicher Unterstützung beim Erhalt der 1.600 Brandenburger Dorfkirchen lauter. Jede zehnte davon stehe in dem dünn besiedelten Nordosten des Bundeslandes, erklärte der Superintendent des Kirchenkreises Uckermark, Reinhard Müller-Zetzsche, am Freitag in Prenzlau. Bei einer Bauamts-Tagung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) betonte er: "Der Reichtum an Steinen droht uns zu ersticken."

"Mühlstein um den Hals"

Die Kosten und der Beratungsaufwand für Bauangelegenheiten überforderten die Kirchengemeinden, so Müller-Zetzsche. Derzeit kämen auf die 12.000 Gemeindeglieder seines Kirchenkreises 130 Kirchen, durchschnittlich ein Gotteshaus auf 92 evangelische Christen. "Es ist höchste Zeit, nach grundsätzlichen Lösungen zu suchen", forderte der Superintendent. Für eine Kirchengemeinde könne es beglückend sein, über eine sanierte Kirche zu verfügen, räumte er ein. "Wo das aber nicht gelingt, kann es wie ein Mühlstein um den Hals sein."

Frank Krekeler vom Vorstand der Brandenburger Architektenkammer sprach sich dafür aus zu klären, inwieweit Kirchenbauten eine neue Rolle in der Dorfgemeinschaft spielen könnten. Deren Erhaltung könne nicht länger den Kirchengemeinden überlassen bleiben. "Es muss sich zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe entwickeln, die maßgeblich von den Kommunen und der Bürgerschaft übernommen wird", forderte Krekeler.


Kleine Dorfkirche in Alt Precht, Brandenburg / © Stephan Roeger (shutterstock)
Kleine Dorfkirche in Alt Precht, Brandenburg / © Stephan Roeger ( shutterstock )
Quelle:
KNA