Bei Brandenburger Dorfkirchen wird Nachnutzungsfrage virulent

Was soll mit ihnen geschehen?

Bei den rund 1.600 alten Dorfkirchen in Brandenburg wird zunehmend die Frage einer Nachnutzung virulent: Rückläufige Kirchenmitgliederzahlen sorgen mittelfristig dafür, dass rund 30 Prozent der Gotteshäuser nicht mehr benötigt werden.

Kleine Dorfkirche in Alt Precht, Brandenburg / © Stephan Roeger (shutterstock)
Kleine Dorfkirche in Alt Precht, Brandenburg / © Stephan Roeger ( shutterstock )

Das erklärte der Leiter des kirchlichen Bauamts der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Frank Röger, im Kultur-Ausschuss des Landtags in Potsdam.

Die Kirche alleine könne die Erhaltung der Gebäude nicht mehr sicherstellen. Allerdings werde die Gebäudebedarfsplanung nicht von der Landeskirche, sondern von den Kirchenkreisen gemacht.

Für neue Nutzungen

Röger sprach sich ebenso wie Landesdenkmalpfleger Thomas Drachenberg und der Vorsitzende des Förderkreises Alte Kirchen, Bernd Janowski, für neue Nutzungen der Kirchengebäude aus.

Gute Beispiele seien etwa die Dorfkirche in Rosenhagen in der Prignitz, die zu einem Begegnungsort geworden sei, eine Pilgerunterkunft in der Dorfkirche in Barsikow und die Nutzung der uckermärkischen Dorfkirche Temmen als NABU-Kirche.

"Dorfkirchen sind kein Thema für die Kirchengemeinden allein, sie brauchen ein Netzwerk der Unterstützung", sagte Drachenberg. Konkret fragte er: "Wozu muss ich ein Dorfgemeinschaftshaus neubauen, wenn mit der Kirche schon eines da ist?"

In Wartestand versetzen

Janowski plädierte ebenso dafür, nicht mehr genutzte Kirchen in eine Art Wartestand zu versetzen, um sie für künftige Generationen zu erhalten: "Das ist oftmals gar nicht so teuer." In der Uckermark bilde man gegenwärtig Ehrenamtliche für ein Bau-Monitoring aus. "Ich denke, dass hier die gesamte Gesellschaft in der Verantwortung steht, um ein über Jahrhunderte gewachsenes kulturelles Erbe für die Zukunft zu bewahren."

Der Vorsitzende des Landesdenkmalbeirats, der frühere Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD), sprach sich gegen eine Privatisierung von Kirchengebäuden aus. "Einmal etwas aus der Hand gegeben, führt dazu, dass es extrem schwer würde, über eine sinnvolle Lösung nachzudenken."

Wichtig sei es, erst einmal die Gebäude zu sichern. Es sei nicht schlimm, erst in zehn oder fünfzehn Jahren über eine Nutzung nachzudenken. Auch bei der Brandenburger Schlösser-GmbH habe man zunächst die Gebäudehüllen gesichert und sich dann um die Nutzung gekümmert.


Eine Kirche in Brandenburg / © xsmirnovx (shutterstock)
Eine Kirche in Brandenburg / © xsmirnovx ( shutterstock )
Quelle:
KNA
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