Für einen Moment sah es so aus, als würde ein Tumult im Saal ausbrechen. Als am Samstagnachmittag klar wurde, dass die Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt aufgrund der verfrühten Abreise etlicher Teilnehmer nicht mehr beschlussfähig war, brach sich Unmut Bahn.
Das Präsidium um den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, hatte Mühe, die Gemüter zu besänftigen.
Blick nach vorn
Nach dem kurzen Eklat richtet sich der Blick nach vorn. Wie geht es weiter bei dem Reformprojekt zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland? Bei der dritten Synodalversammlung Anfang Februar wird es endgültig ernst. Dann sollen die ersten konkreten Beschlüsse gefasst werden. Anders als bei dem jüngsten Treffen wird es dann nicht mehr möglich sein, Konflikte über Texte oder einzelne Passagen daraus mit dem Verweis zu befrieden, es handle sich lediglich um eine grobe Richtungsabstimmung.
Diejenigen, die für Veränderungen im kirchlichen Leben und der kirchlichen Lehre eintreten, dürften trotzdem ermutigt in die nächste Runde gehen. Für die 13 Papiere, die bislang in Erster Lesung beraten wurden, lagen die Zustimmungsraten zwischen 76 und 92 Prozent. Nur bei den Punkten, wo es in Frankfurt 15 Prozent oder mehr Gegenstimmen gab, ist es wahrscheinlich, dass die Bischöfe ihre Sperrminorität künftig geltend machen. Für Beschlüsse bedarf es nämlich nicht nur einer Zweidrittelmehrheit aller anwesenden Mitglieder der Synodalversammlung. Auch die anwesenden Bischöfen müssen mit Zweidrittelmehrheit zustimmen.
Doch der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Die Änderungsaufträge für die nun wieder an die zuständigen Arbeitsgruppen verwiesenen Texte sind teilweise noch recht unpräzise gehalten. Bisweilen herrscht regelrecht Unklarheit darüber, was genau damit gemeint ist.
Braucht die katholische Kirche Priester?
So soll das Forum "Priesterliche Existenz heute" unter anderem der Frage nachgehen, ob es in der katholischen Kirche überhaupt Priester braucht. Das wurde von einigen als eine Einladung zu einer Debatte über die Abschaffung des Priesteramts verstanden - was wiederum nicht die beste Visitenkarte für ein Vorhaben wäre, dem manche Kritiker in Rom ohnehin unterstellen, es sei eine Art Reformation 2.0 aus dem Land Martin Luthers - Kirchenspaltung inklusive.
Bischof Bätzing bemühte sich auf der abschließenden Pressekonferenz denn auch um Schadensbegrenzung. Nicht zuletzt wegen der Missbrauchskrise gebe es Fragen an die Rolle von Priestern innerhalb der katholischen Kirche, erläuterte er. Deswegen gelte es zu begründen, "warum und wo die Stellung des priesterlichen Dienstes mitten im Gottesvolk ist". Niemand denke daran, das Priesteramt abzuschaffen. "Es kann keine katholische Kirche geben ohne Priesteramt, und es wird sie nicht geben."
Klärungsbedarf gibt es beispielsweise auch bei dem Ringen um mehr Demokratie in der Kirche. An eine mögliche Beteiligung von Laien bei der Bischofswahl oder eine wiederkehrende Befristung des Amtes haben auch reformbereite Vertreter wie der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf Anfragen. Eine zeitliche Begrenzung könne er sich durchaus vorstellen, sagte Kohlgraf dem Portal katholisch.de. Er wandte sich jedoch gegen "eine Amtszeit von vier Jahren mit anschließender Wiederwahl" wie in der Politik.
Neue Frustrationen sind vorprogrammiert
So oder so: Bei vielen grundsätzlichen Änderungen müssten der Papst oder ein weltweites Konzil zustimmen. Neue Frustrationen sind da schon vorprogrammiert, zumal weiter unklar bleibt, ob der Synodale Weg in Deutschland eines Tages im Gleichschritt mit dem von Papst Franziskus einberufenen synodalen Prozess auf Ebene der Weltkirche vorangeht. Die Synodalversammlung in Frankfurt lieferte dafür nur wenige Fingerzeige.
Und schließlich wird es in Kürze abermals Veränderungen an der Spitze des Reformprojekts geben. Neben ZdK-Präsident Sternberg kündigte auch ZdK-Vize Karin Kortmann ihren Abschied an. Dann ist der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, das letzte Mitglied im Synodalpräsidium, das in dieser Funktion den Weg von Anfang an begleitet hat.
Sicher ist, dass das Arbeitspensum für die nächsten Treffen nicht abnehmen wird. Die Veranstaltungsregie wäre deswegen gut beraten, die jeweilige Tagesordnung entweder zu entschlacken - oder die Sitzungen nicht in das Wochenende hinein zu verlegen. Inzwischen gilt davon abgesehen als abgemacht, dass der Synodale Weg ein weiteres Mal in die Verlängerung geht. Diesmal nicht wegen Corona, sondern wegen der Fülle an zu beratenden Papieren.