In der Predigt knüpfte Msgr. Bosbach an das Sonntagsevangelium aus dem Markusevangelium an. Dort heilt Jesus einen Blinden, fragt ihn aber vorher, was er von ihm überhaupt will. Das könnte heute in einer säkularen Welt ein Problem der Christinnen und Christen sein: "Wir sind vielleicht oft zu schnell mit Antworten parat und produzieren viele Antworten, aber wir hören gar nicht auf die Fragen."
Heute seien die Christen in Deutschland in einer Diaspora-Situation, sie würden weniger, deswegen sei es wichtig, sich über die je eigene Sendung klar zu werden: "Ich bin überzeugt ohne Klarheit über unsere Sendung: 'Wozu bin ich, wozu sind wir gesandt‘ werden wir nicht zu einer Vision finden, wie wir diese Sendung konkret leben wollen."
Mission bedeute Sendung und sei etwas urbiblisches. Viel werde heute über eine missionarische Kirche gesprochen, das Verständnis von Mission habe sich gegenüber den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich verändert. Heute werde Deutschland wieder als Missionsland gesehen, so Bosbach. Doch bisweilen fehlten die Ideen, wie diese Missionierung aussehen könne. "Missionsarbeit ist mehr Ermöglichungsarbeit und nicht: 'Hier kommen wir und wir sagen euch, wie man zu glauben hat'".
Jede und jeder könne aber Zeugnis geben als getaute Christen: "Manchmal ist es vielleicht einfach nur, dass wir Gutes tun, dass wir hilfreich sind und dadurch missionarisch wirken."
Blick über den Tellerrand hilft
Bei neuen Wegen zur Missionierung helfe der Blick in andere Länder, wie dort der Glaube lebendig gelebt werde. In den USA besuchte Msgr. Bosbach eine eigentlich sterbende Gemeinde, die aber durch einen neuen Ansatz im je eigenen Sendungsverständnis so gewachsen sei, dass vor drei Jahren eine neue Kirche gebaut werden musste, weil die alte zu klein geworden war, verriet der Domkapitular am Ende der Messe.
Das Kapitelsamt am 20. Sonntag im Jahreskreis wurde musikalisch von Winfried Bönig an der Domorgel und vom Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Eberhard Metternich gestaltet.