DOMRADIO.DE: Die Umfrage geht weiter bis Ende des Jahres. Warum veröffentlichen Sie jetzt im Oktober schon mit ersten Ergebnisse?
Susanne Deusch (Leiterin des BDKJ Münster): Wir alle kennen das, wir nehmen an Umfragen teil und dann passiert erst einmal gar nichts. Und wenn wir ein bisschen Glück haben, bekommen wir nachher von den Ergebnissen etwas mit. Wir möchten das so nicht.
Wir möchten gerne, dass von Anfang an deutlich wird, was junge Menschen geäußert haben. Und wir möchten natürlich gleichzeitig auch andere ermutigen, die noch nicht daran teilgenommen haben, mitzumachen und ihre persönlichen Lebensgeschichten aufzuschreiben.
DOMRADIO.DE: "Sag an" ist eine Online-Befragung. Was genau wollen Sie damit herausfinden?
Deusch: Wir möchten gerne an ganz persönliche Lebensgeschichten kommen. Wir fragen junge Menschen: Was bewegt Euch in Eurem Leben, womit schlagt ihr Euch vielleicht auch rum, was brennt Euch auf der Seele?
Aber auch gleichzeitig: Was macht Dich besonders glücklich, was sind wichtige Dinge bei Dir im Leben, die Du nicht missen möchtest?
DOMRADIO.DE: Was zeichnet sich bisher ab?
Deusch: Das berührt mich teilweise sehr. Es geht viel um Beziehung, Familie, Freunde, aber auch das Haustier und gemeinsam die Zeit zu verbringen. Das zeichnet sich jetzt schon ab, dass das immens wichtig ist. Gleichzeitig geht es aber auch um die Erholung und den Einklang mit sich selbst.
Dann gibt es noch die berufliche Schiene, also die Aussicht auf einen Studienplatz, oder einen Ausbildungsplatz bekommen zu haben. Das ist etwas, was junge Menschen glücklich macht.
DOMRADIO.DE: Was sind die größten Ängste und Sorgen?
Deusch: Wir können das an der Umfrage im Moment sehr gut festmachen. Zum Beispiel Krieg, besonders der Afghanistankrieg wurde zu einer Zeit sehr oft benannt. Es ging auch um die Folgen im Rahmen der Pandemie, was sehr stark beschäftigt. Ein weiteres Thema waren Naturkatastrophen, aber auch die Angst, andere Menschen zu enttäuschen oder sie gar zu verlieren, durch Krankheit oder durch Tod.
DOMRADIO.DE: "Wie kann die Kirche junge Menschen unterstützen?" Das ist eine Frage im Fragenkatalog. Was für Antworten haben Sie bisher bekommen?
Deusch: Ganz konkret werden Angebote und Räume gefordert, damit junge Menschen sich begegnen können. Dann wird Seelsorge für junge Menschen gewünscht, also dass jemand da ist, der ein offenes Ohr hat und der authentisch ist, bis hin zur Jugendarbeit, die mit mehr Begeisterung unterstützt werden muss.
Natürlich begleiten uns auch die ganz großen Themen, die bei uns in der Gesellschaft, innerhalb der Kirche im Moment sehr kontrovers diskutiert werden, wie die Gleichstellung aller in der Kirche, Homosexualität und das Thema Frauen ist ganz oben.
DOMRADIO.DE: Was passiert eigentlich mit den Ergebnissen?
Deusch: Wir sammeln noch bis Ende des Jahres und hoffen, dass sich noch viele beteiligen. Am Ende werden wir in zwei Schritten weitergehen. Wir werden uns zusammen mit jungen Menschen und Expertinnen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammensetzen.
Mit Bischof Felix Genn werden wir gemeinsam gucken, wie wir die eingegangenen Ergebnisse interpretieren. Welche Bereiche werden angesprochen? Das müssen wir gemeinsam in aller Ruhe sortieren.
In einem dritten Schritt geht es um die Konsequenzen für die Jugendpastoral im Bistum Münster. Welche Angebote haben wir schon? Was muss vielleicht noch mal verändert werden und wie können diejenigen, die neu in der Jugendpastoral unterwegs sind, unsere Angebote vielleicht auch noch mal verändern?
Es ist schon eine Herausforderung, nicht zu interpretieren, sondern das einfach hinzunehmen. Ich bin total glücklich darüber, dass junge Menschen uns so viel Vertrauen schenken. Auf der Homepage sind die Ergebnisse zu sehen und das sind nicht nur Stichpunkte, wie ich sie gerade darstellen konnte, sondern einige sehr ausführliche Lebensgeschichten, die tatsächlich auch sehr berühren.
Das Interview führte Michelle Olion.