Neues Portal für Online-Seelsorge-Ideen am Start

"Das Gute behalten und weiterentwickeln"

Was bleibt von der Digitalisierung der Kirche und wie kann man das Gute in die Zeit nach der Pandemie hinüberretten? Eine neue Internetplattform will kirchlich Engagierten und Seelsorgern einen Austausch zu religiösen Online-Angeboten ermöglichen.

Symbolbild: Digitale Seelsorge in Corona-Zeiten / © Nattapat.J (shutterstock)
Symbolbild: Digitale Seelsorge in Corona-Zeiten / © Nattapat.J ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: digitalpastoral.de - Was genau soll auf dieser Internetplattform passieren?

Björn Siller (Referent für Kur- und Klinikseelsorge und Pastoral im Internet, Erzbistum Freiburg): Wir haben das große Label gesetzt, wir wollen Marktplatz sein, Marktplatz für die Praxis von Kirche im digitalen Raum, so wie wir es auch vorne draufschreiben. Das bedeutet ganz klassisch wie auf jedem Dorfmarktplatz Raum zum Austausch, Informationen, Vernetzen und auch zum spontanen Weiterentwickeln oder zum Kollaborieren.

DOMRADIO.DE: Wie kann man sich da ganz persönlich einbringen?

Siller: Ganz profan ist es als erstes eine Plattform, ein Mandant, eine Internetseite, auf der Informationen stehen, die wir entdeckt haben und die wir teilen wollen. Und damit es erfolgreich ist, wäre das eine, dass wir Leute haben und das andere uns zu unterstützen, auch Ideen zu teilen, also uns eine E-Mail zu schreiben "Schaut mal, dort gibt es etwas Interessantes" oder ganz unten auf der Seite gibt es die Möglichkeit, auch eigene Beiträge einzureichen. Das ist die eine Möglichkeit.

Die andere ist das Ziel, dass wir schon auch eine Plattform sind, auf der Veranstaltungen rund um die dieses Thema auftauchen, also Termine. Als dritten Punkt planen wir auf Dauer auch Vernetzungstreffen quer durch Deutschland.

DOMRADIO.DE: Wie sind denn so Ihre ersten Erfahrungen?

Siller: Absolut überwältigend! Auch das Medienecho hat uns überrascht. Wir haben am Freitagmorgen einfach eine Pressemeldung rausgeschickt und unsere Seite gestartet. Am Tag vorher hatten wir auf Twitter auch schon unser Logo und auf Instagram. Da kamen dann Referent:innen aus anderen Bistümern super schnell auf uns zu: "Aber wir wollen auch."

Im Moment sind wir noch sieben. Ich habe heute Nachmittag aber schon das Gespräch mit einem Kollegen aus dem Norden, der unbedingt sein Bistum dabei haben möchte.

DOMRADIO.DE: Läuft also gut an. Auf der Seite findet man auch Tipps, wie das Spiel Minecraft in die Pastoral mit eingebunden werden kann. Vielleicht erklären sie kurz, was Minecraft ist und wie das in der Pastoral dann tatsächlich auch helfen kann.

Siller: Da haben Sie völlig meine Achillesferse erwischt. Ich bin überhaupt kein Spieler. Aber Minecraft ist nur eine Form von Gamification. Escaperooms, Action bauen, verschiedene andere Formen können wir im kirchlichen Kontext verwenden, ob Schule oder Gemeinde oder wo auch immer.

Und darum geht es uns eben auch, neue Ansätze aufzugreifen und zu schauen, wie man aus Erfahrungen von Kolleginnen und Kollegen - Minecraft ist jetzt zum Beispiel stark bei den evangelischen Kolleg:innen präsent - dann auch was lernen kann und es danach es in die eigene Gemeindearbeit zu adaptieren.

Da wird es zum Beispiel nächstes Jahr auch eine Veranstaltung dazu geben.

DOMRADIO.DE: Wie bewerten Sie die digitale Performance der Kirchen in der Pandemiezeit? Was ist Ihnen aufgefallen? Was ist gut, was vielleicht nicht so?

Siller: Ich glaube, dass wir als Kirche grundsätzlich in der Seelsorge und auch in der digitalen Seelsorge eine großartige Arbeit leisten. Viele, viele Kolleg:innen in Deutschland oder im deutschsprachigen Raum haben sehr viel geleistet.

Wir dürfen aber nicht nur nach dem Motto leben, zurück zum Normalen. Denn was ist das Normale? Und gerade im Liturgiebereich wäre ein reines Adaptieren des Analogen ins Digitale auch falsch.

Das Ziel wäre jetzt - das ist auch die große Hoffnung von uns allen -, dass aus dem, was wir jetzt ausprobiert haben, was wir gelernt haben, das Gute behalten und weitergehen und weiterentwickeln.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Björn Siller (privat)
Quelle:
DR
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