DOMRADIO.DE: Sie haben den ersten Klima- und Umweltschutzbericht der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellt. Warum haben Sie sich dazu entschlossen, genau das zu tun?
Weihbischof Rolf Lohmann (Münsteraner Weihbischof, Umweltbischof und Leiter der Arbeitsgruppe für Umwelt und Ökologie der Deutschen Bischofskonferenz): Die Themen Klimawandel und Klimaschutz, aber auch weitere ökologische Fragen wie zum Beispiel das Artensterben, beschäftigen die Menschen insgesamt. Als Kirche, zu deren DNA die Verantwortung für die Schöpfung gehört, beschreiben wir mit dem Bericht, wie auch wir unseren Beitrag dazu leisten, eine Nachhaltigkeitswende zu schaffen.
Wir sind mit den Menschen unterwegs. Und die großen Fragen unserer Zeit beschäftigen uns sehr und müssen uns beschäftigen. Wir möchten zeigen, dass wir dazu bereit sind, unsere Ansprüche, die wir in Bezug auf den Umgang mit der Schöpfung formulieren, auch selber umsetzen. So ist es dazu gekommen, dass wir im Herbst 2018 gesagt und versprochen haben, einen solchen Bericht vorzulegen, wie wir es mit der ökologischen Praxis in unseren Diözesen halten.
Mir war ganz wichtig, nicht einfach zu sagen, dass wir gute Maßnahmen für die Menschen haben und das erklären, sondern vielmehr aufzeigen, was wir in unseren Diözesen und vor Ort in unseren Gemeinden tun können. Mit diesem Bericht wollen wir darauf eine Antwort geben und das erfüllen, was wir vor drei Jahren versprochen haben.
DOMRADIO.DE: Was haben Sie da herausgefunden? Was können Sie tatsächlich vor Ort tun?
Lohmann: Hauptbereiche sind fünf zentrale Handlungsfelder des Schöpfungsengagements. Das ist einmal Liturgie und Verkündigung, wozu beispielsweise die Verortung von Schöpfungsspiritualität im Gottesdienst oder auch Elemente wie Wallfahrten, Exerzitien und Pilgern gehören. Dann gibt es den Bildungsbereich, wo wir die Menschen in Kitas und Schulen, in Bildungshäusern und Universitäten erreichen und für die Schöpfungsthemen sensibilisieren können.
Ein weiterer, konkreter Bereich der gesamte Gebäudebereich, bei dem es um energetische Ertüchtigung und Sanierung unserer Kirchen und anderer Gebäude geht. Die Umstellung auf Ökostrom und der nachhaltige Umbau von Heizungen gehört beispielsweise dazu.
Ein weiterer Punkt ist die Mobilität. Nehmen wir mal die Dienstwagen kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Dienstreisen und Anreisewege zum Arbeitsplatz oder auch weltkirchliche Treffen.
Und vielleicht noch ein Punkt: Nehmen wir das nachhaltige Wirtschaften, wo wir auch auf den Beschaffungsbereich schauen, aber auch auf den Umgang mit Kirchenland und Finanzanlagen. In unserem Bericht legt jede deutsche Diözese dar, wo sie in Bezug auf diese verschiedenen Handlungsfelder jeweils steht. Das sind einige konkrete Bereiche.
DOMRADIO.DE: Sie haben gesagt: "Wenn wir als katholische Kirche glaubwürdig sein wollen, dann bedeutet das, nicht nur Forderungen zu stellen, sondern auch eigene Ansprüche umzusetzen." Was heißt das jetzt konkret?
Lohmann: Das heißt, dass wir die Punkte, die angestoßen worden sind, die wir auch in dieser Handlungsempfehlung zur Ökologie und nachhaltiger Entwicklung für die deutschen Diözesen verortet haben, nach und nach umsetzen. Wir müssen also zunächst mal in unseren Diözesen schauen: Was läuft gut? Was ist angepackt? Wo können wir besser werden? Was muss konkret umgesetzt werden?
Dazu gehört auch. dass wir eigene Traditionen aus dem Bereich der Schöpfung wiederentdecken, ebenso wie wir auch die ganze Frage der Schöpfungsverantwortung als diözesanen Schwerpunkt etablieren. Es geht wirklich um die Frage von konkreten Umsetzungen, von sogenannten "Best Practices", dass wir uns davon anstecken lassen und da auch unseren Weg gehen. Das halte ich für wichtig.
DOMRADIO.DE: Was haben Sie sich da für einen Zeitplan gesetzt?
Lohmann: Wie haben jetzt zunächst einmal diesen Bericht vorgelegt. Wir werden innerhalb der K6, also der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen bei der Bischofskonferenz, natürlich schauen, wie wir diese Planvorgänge weiterentwickeln. Wann werden wir weitere Berichte haben? In den Berichten wird ja auch ganz schonungslos gesagt, was nicht gut läuft oder wo Probleme bestehen, wie zum Beispiel bei diesen vielen Gebäuden, was die Sanierung angeht, was denkmalschutzrechtliche Auflagen angeht.
Das heißt, wir müssen diesen Bericht fortschreiben. Da steht kein genaues Datum. Aber wir werden diesen Bericht weiter fortschreiben. Das wird einmal jedes Bistum für sich tun. Wir werden das aber auch auf der Ebene der Bischofskonferenz tun.
Das Interview führte Carsten Döpp.