Katholische Eltern beobachten Vorsicht beim Verzicht auf Masken

Angst vor Quarantäne und Unterrichtsausfall

Während die Corona-Infektionszahlen in Deutschland wieder steigen, hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer die Maskenpflicht in den Schulen abgeschafft. Was sagen Eltern und Schülerinnen und Schüler dazu?

Symbolbild Schüler mit Masken im Unterricht / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Symbolbild Schüler mit Masken im Unterricht / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was sagen die Eltern aus Nordrhein-Westfalen zum Wegfall der Maskenpflicht in Schulen? Wie wird es gehandhabt?

Andrea Honecker (Vorsitzende der Katholischen Elternschaft in NRW und im Erzbistum Köln): Zunächst war ja die Freude groß, dass man sich auch wieder ohne Maske begegnen könnte, denn die Ankündigung gab es ja bereits vor einigen Wochen. Aber als nun der Termin gekommen war, die Masken auszusetzen im Unterricht, da war doch eigentlich die Sorge vor Infektionen und auch vor drohenden Quarantänen im Zusammenhang mit den Infektionen so groß, dass viele unserer Schulen gesagt haben, wir wollen freiwillig die Masken weiter tragen.

Ich war noch heute Morgen in einer unserer Schulen und habe gesehen, dass eigentlich durchgängig alle Schülerinnen und Schüler und auch die Lehrpersonen im Unterricht die Maske aufhatten und sogar zum Teil auch auf dem Schulhof. Das ist einfach der Tatsache geschuldet, dass ja im Moment ausgerechnet unter den Jüngeren, also unter den Kindern und den jüngeren Jugendlichen die Zahlen in die Höhe schnellen. Und wie gesagt gibt es da einerseits die Angst, sich zu infizieren, aber auf der anderen Seite auch ganz groß die Angst, dass die ganze Gruppe oder zumindest die Hälfte der Klasse in Quarantäne gerät. Und das möchte nach so viel Unterrichtsausfall auch niemand mehr. Deswegen wird lieber die Maske getragen.

DOMRADIO.DE: Also die Angst vor Quarantäne und Unterrichtsausfall finden Sie schon spürbar?

Honecker: Auf jeden Fall. Wenn die Kinder in Quarantäne sind, bekommen sie natürlich eine Möglichkeit zum Distanzunterricht. Aber die Kinder und die Eltern haben doch schätzen gelernt, was der Präsenzunterricht für sie bedeutet und der direkte Kontakt, das mögliche Gespräch mit den Lehrerinnen und Lehrern. Und deswegen ist es ihnen jetzt gerade ganz wichtig. Es geht jetzt zum Beispiel für die Oberstufe wieder in die Klausurphasen hinein. Da ist es wichtig, dass sie am Unterricht teilnehmen können und nicht in Quarantäne kommen.

DOMRADIO.DE: Im Erzbistum Köln gibt es 32 Schulen in katholischer Trägerschaft. Die meisten davon sind weiterführende Schulen. Sie haben ja viel Kontakt mit den Eltern und mit den Schülerinnen und Schülern. Wissen Sie etwas über die Impfquoten der Kinder, wobei die Impfungen ja erst ab 12 möglich sind?

Honecker: Ich kann es Ihnen jetzt nicht in Zahlen nennen, aber wir haben mal so eine kleine Stichprobe gemacht und haben aus ganz vielen Klassen erfahren, dass dort eine sehr hohe Zahl von Schülerinnen und Schülern geimpft ist. Also es geht in manchen Klassen an die 100 Prozent – immer dann, wenn die Schülerinnen und Schüler schon das Alter von 12 Jahren überschritten haben. In den Oberstufen haben wir da sehr gute Quoten.

Das ist natürlich ein bisschen auch nach Standort verschieden und nach Schulform. Wir merken, dass gerade in den Gymnasien eigentlich der gemeinsame Wille, sich impfen zu lassen, durchaus spürbar und vorhanden ist. In anderen Schulformen sind es etwas geringere Zahlen, aber grundsätzlich stellen wir fest, dass vielleicht auch die gemeinsame Bildung, die gemeinsame Erziehung in die Richtung geht, zu sagen, wir lassen uns alle impfen, um uns selbst und andere vor allen Dingen auch zu schützen.

DOMRADIO.DE: Die Maskenpflicht ist ja sowieso ein heißes Thema. Und nun also geht es aktuell um die Schulen. Haben Sie den Eindruck, dass sich Eltern und Kinder da einig sind? Was sind da so Ihre Erfahrungen?

Honecker: Tatsächlich gehen da die Wahrnehmungen der Eltern und der Schülerinnen und Schüler manchmal auseinander. Stärker war das aber noch am Anfang der Zeit, als wir Masken tragen mussten. Da haben wir sehr oft von Eltern zu hören bekommen, das sei nicht zumutbar für die Kinder, die Konzentration sei nicht möglich und so weiter. Wir haben dann aber erlebt, dass vor allen Dingen die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen eigentlich ganz gut mit dem Maskentragen zurechtkamen und das auch freiwillig getan haben.

Und jetzt in dieser Runde der Diskussion, wo wir jetzt schon etwas weiter sind, haben wir auch von den Eltern häufiger Stimmen, die sagen: Ja, mit dem Maskentragen, das ist nicht schön, aber wir sehen ein, dass es in der Infektionslage und so wie sich die Pandemie im Moment darstellt, vielleicht doch besser ist, wenn wir uns noch freiwillig zu Maskentragen verpflichten, um dann vielleicht schneller auch wieder aus dieser Situation herauszukommen.

DOMRADIO.DE: Es gibt auch Fächer, in denen die Lehrenden Masken richtig hinderlich finden. Wann ist das der Fall?

Honecker: Ja, das ist richtig. Wir haben auch jetzt schon vereinzelt Stimmen gehabt und das ist natürlich auch eine gute Lösung, dass man einen Kompromiss finden kann, wenn zum Beispiel die ganze Schulklasse, alle Schülerinnen und Schüler eine Maske tragen, aber der Lehrer zumindest im Einzelfall die Maske absetzt. Zum Beispiel beim Fremdsprachenunterricht oder auch bei den jüngeren Schülern in der Grundschule ist die Aussprache ja immens wichtig. Und die wird dadurch unterstützt, dass man beobachten kann, wie sich die Mimik im Gesicht dazu verhält. Das war jetzt die ganze Zeit mit der Maske natürlich stark eingeschränkt.

Deswegen gibt es Vorschläge und ich glaube, vereinzelt wird das auch praktiziert, dass zum Beispiel die Lehrer ohne Maske unterrichten oder teilweise ohne Maske. Oder auch wenn Schülerinnen und Schüler etwas vortragen müssen – in einer Fremdsprache zum Beispiel, dass sie sich dann etwas distanziert von der Gruppe hinstellen und dann die Maske absetzen können, damit einfach die Aussprache und auch die passenden Bewegungen dazu eher wahrnehmbar sind.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Andrea Honecker / © KED (privat)
Andrea Honecker / © KED ( privat )
Quelle:
DR
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