DOMRADIO.DE: Wie hoch ist die Inzidenz gerade in Oberammergau?
Christian Behrens (DOMRADIO.DE-Reporter in Oberammergau): Oberammergau liegt ja im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Und hier liegt die Inzidenz zurzeit bei etwa 400. Das ist mehr als doppelt so hoch wie im Bund. Also kann man hier nicht etwa ganz entspannt an die Proben für die Passionsspiele gehen.
DOMRADIO.DE: Was heißt das denn für die Proben? Wie kann da jetzt überhaupt geprobt werden?
Behrens: Zunächst einmal ist es ja so, dass die fast 2000 Mitwirkenden vertraglich Beschäftigte der Passionsspiele sind. Das ist wichtig, weil sie deshalb so zu behandeln sind wie ganz normale Arbeitnehmer. Und hier darf der Arbeitgeber ja überhaupt nicht abfragen, ob jemand genesen ist oder geimpft ist.
Das heißt nun, dass vor jeder Probe von Chor, Orchester und Schauspiel alle 2.000 Mitwirkenden in letzter Konsequenz getestet werden müssen. Das ist, kann man sich vorstellen, ein logistischer Kraftakt – und wie man den bewältigen will, hat der Geschäftsführer der Passionsspiele, Walter Rutz, erklärt.
Er sagte, organisatorisch sei es so geregelt, dass es eigentlich ein Selbsttest sei. Jeder müsse unter Aufsicht eines Mitarbeiters einen Test durchführen. Danach werde geprüft, wie das Testergebnis sei und dann würden Mitwirkende mit positivem Testergebnis von der Probe ausgeschlossen.
DOMRADIO.DE: Bei den Proben kommen wirklich eine Menge Menschen zusammen und die Selbsttests bieten ja keine hundertprozentige Sicherheit. Hat man noch zusätzliche Strategien, um da die Infektionsgefahr weiter zu verringern?
Behrens: Da hat man Folgendes geplant: Beim Orchester zum Beispiel werden zunächst nur einzelne Instrumentengruppen zusammen proben und nicht alle zusammen. Also erst mal nur die Bläser zusammen, nur die Streicher zusammen – und so weiter. Das sind dann relativ kleine Gruppen. Ganz ähnlich wird das dann auch beim Chor laufen.
Walter Rutz hat dazu erklärt, dass man die Sache so angehe, dass man die Anzahl der Probenden verringert und die einzelnen Stimmen trenne, dass also Sopran, Tenor, Bass und Alt getrennt proben. Und dann im Frühjahr werde geschaut, wann man dann gemeinsam proben könne.
DOMRADIO.DE: Das Passionsspiel ist ja für seine Massenszenen bekannt, bei denen fast eintausend Darsteller und Darstellerinnen gleichzeitig auf der Bühne stehen. Wie will man das denn jetzt proben?
Behrens: Erst mal gar nicht. Hier wird man zunächst auch in kleinen Gruppen proben, also zum Beispiel die Abendmahlszene oder die Kreuzigungsszene. Erst im Februar kann und will man dann entscheiden, ob und wann und ob überhaupt Volksszenen schon mal geprobt werden können und mit wie vielen Darstellern gleichzeitig auf der Bühne.
Das muss dann allerdings von der Infektionsentwicklung abhängig gemacht werden. In den kommenden Wochen ist das natürlich jetzt eine etwas heikle Situation.
DOMRADIO.DE: Da bleibt jetzt die Frage für die Gäste, die sich schon eine Karte gesichert haben: Wie viele Zuschauer, Zuschauerinnen dürfen bei den 103 geplanten Aufführungen dann im kommenden Jahr in den Zuschauerraum des Passionstheaters? Wird es da auch Beschränkungen geben bei der Anzahl der Leute?
Behrens: Das ist in der Tat eine spannende Frage. Bei den vergangenen Passionen saßen ja bei jeder einzelnen Aufführung, das muss man sich vorstellen, viereinhalb tausend Menschen zusammen in einem Zuschauerraum. Und die Auslastung, gemessen an den jetzt schon verkauften Karten, liegt zurzeit bei 73 Prozent. Es ist ja auch noch eine Weile hin bis zur Premiere. Aber nach dem derzeitigen Stand der Bedingungen dürfen wohl alle Karteninhaber damit rechnen, ins Theater zu dürfen.
Der Geschäftsführer Walter Rutz sagt dazu jedenfalls, dass sie unter derzeitigen Bedingungen sogar das Haus vollmachen könnten. Im Moment liefe das dann unter der "3G plus"-Regel, also geimpft, genesen oder mit negativem PCR-Test, wonach sogar von Regierungsseite her das Theater voll ausgelastet werden dürfe.
Das Interview führte Jann-Jakob Loos.