Schon vor ihrer Wahl sagte die 62 Jahre alte Volkswirtin, die Zeit sei reif für die erste Frau an der Spitze der Caritas. Und die Delegierten folgten dieser Einschätzung und wählten Eva Maria Welskop-Deffaa zur neuen Caritaspräsidentin. An diesem Dienstag tritt sie die Nachfolge von Peter Neher (66) an.
Festakt mit Gottesdienst
Zum Festakt und Gottesdienst in Freiburg werden der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, und der Freiburger Erzbischof Stephan Burger erwartet. Anfang Dezember gibt es eine zweite Verabschiedung und Amtseinführung in Berlin, zu der auch Noch-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kommen will.
Seit 2017 im Caritas-Vorstand
Welskop-Deffaa war bereits seit 2017 in der obersten Caritas-Führungsebene tätig und im Vorstand beispielsweise für Digitalisierung verantwortlich. Sie begleitete den Ausbau von digitalen Beratungsangeboten, die nicht zuletzt in Corona-Zeiten stark nachgefragt sind. Die gebürtige Duisburgerin arbeitete in unterschiedlichen Politikfeldern.
Mitglied des Verdi-Vorstands
Sie war Mitglied im Vorstand der Gewerkschaft Verdi und leitete die Gleichstellungsabteilung im Bundesfamilienministerium. Gute Kontakte hat sie zur CDU, deren Mitglied sie ist. Geprägt habe sie auch ihr Auslandsaufenthalt in Florenz, sagt Welskop-Deffaa: "Die dortige katholische Gemeinde hat mich durch ihre Offenheit und Gastfreundschaft sehr beeindruckt."
Gut vernetzt
In der katholischen Kirche gilt Welskop-Deffaa als gut vernetzt. Sie engagierte sich für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und den Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB). Die Münsteraner Professorin Marianne Heimbach-Steins schätzt sie als Freundin und "theologische Sparringspartnerin". Und die neue Generalsekretärin der Bischofskonferenz, Beate Gilles, wird von Welskop-Deffaa als "wunderbare Kollegin" charakterisiert.
Ihren Lebensmittelpunkt hat Welskop-Deffaa seit 2006 in Berlin. Verbandsintern engagiert sie sich für eine Stärkung der Berliner und der Brüssler Präsenz des Verbands, dessen Hauptsitz am Gründungsort Freiburg ist. Die Caritas müsse nahe dran sein an den politischen Entscheidern, so ihre Überzeugung.
Zusammenarbeit mit Diakonie
Wichtig sei ihr als Präsidentin, die Zusammenarbeit mit der evangelischen Diakonie fortzuführen. In einer immer säkularer werdenden Gesellschaft brauche es das Zusammenstehen der Kirchen und von Caritas und Diakonie, zeigt sie sich überzeugt. Dass in der Debatte über die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Neuregelung der Suizidbeihilfe sehr unterschiedliche Positionen von evangelischen und katholischer Seite deutlich wurden, bewertet sie jedoch als "schwierig".
Frauenförderung und Gleichstellung
Und kein Geheimnis macht sie daraus, ihr neues Amt auch dafür nutzen zu wollen, Frauenförderung und Gleichstellung in Caritas und Kirche voranzubringen. Überzeugt sei sie, dass die Caritas auch beim Thema Klimaschutz und dessen sozialgerechter Umsetzung ein wichtiges Wort mitreden kann, "in Verantwortung für die junge und die kommenden Generationen".