Aachener Friedenspreis an drei Initiativen verliehen

Trotz Traumata für Aufklärung

Die "Initiative 19. Februar Hanau" sowie die "Bildungsinitiative Ferhat Unvar" sind mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden. Außerdem die die interreligiöse Fraueninitiative "Women's Interfaith Council" aus Nigeria.

Autor/in:
Anita Hirschbeck und Leticia Witte
Hanau: Eine offizielle Gedenktafel mit den Fotos der neun Opfer / © Boris Roessler (dpa)
Hanau: Eine offizielle Gedenktafel mit den Fotos der neun Opfer / © Boris Roessler ( dpa )

Zwei Anti-Rassismus-Initiativen rund um die Anschläge von Hanau sowie ein interreligiöses Friedensprojekt in Nigeria haben den Aachener Friedenspreis 2021 erhalten. Trotz eigener Betroffenheit und Traumata setzen sich die drei Gruppierungen für Frieden, Sensibilisierung und Aufklärung ein, wie der Verein Aachener Friedenspreis erklärte.

Ausgezeichnet wurden am Samstagabend die "Initiative 19. Februar Hanau" sowie die "Bildungsinitiative Ferhat Unvar". Beide Projekte wurden von Angehörigen der Opfer des rassistischen und rechtsextremen Anschlags von Hanau gegründet. Am 19. Februar 2020 hatte ein Attentäter neun Menschen mit Migrationshintergrund getötet. Anschließend erschoss er seine Mutter und sich selbst.

Außerdem ehrte der Verein die interreligiöse Fraueninitiative WIC (Women's Interfaith Council) in Nigeria, auch "Mütter für den Frieden" genannt. Sie setzt sich seit 2010 in der Krisenregion Kaduna für ein gewaltfreies Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen ein. Die Initiative wird unter anderem vom katholischen Hilfswerk missio aus Aachen unterstützt.

Gegen Hass, Extremismus und Gewalt

"Zu meinen schönsten Erfahrungen gehört es, wenn christliche und muslimische Frauen sich gemeinsam für die Sache des Friedens einsetzen", sagte die muslimische WIC-Koordinatorin, Daharatu Ahmed Aliyu, in ihrer in Teilen vorab veröffentlichten Dankesrede. "Gemeinsam können wir Frieden schaffen."

Der Präsident des katholischen Hilfswerks missio Aachen, Dirk Bingener, würdigte die Arbeit der Preisträger: "Der Einsatz gegen Hass, Extremismus und Gewalt ist mutig und verdient die höchste Anerkennung. Ich bin dankbar, dass sich Menschen dieser schweren Aufgabe annehmen - in Deutschland und in Nigeria."

Bingener unterstrich in einem Schreiben an die Hanau-Initiativen Verbindendes: "Viele der Frauen des 'Women's Interfaith Council' haben selbst Angehörige und Freunde durch Gewalt verloren. Wie Sie fordern die 'Mütter für den Frieden' Gerechtigkeit für Betroffene. Wie Sie treten sie für die Würde des Menschen ein und wenden sich gegen jede politische oder ideologische Instrumentalisierung von Herkunft, Geschlecht oder Religionszugehörigkeit." Dieser Weg sei mühsam und mit Rückschlägen verbunden, aber der einzig richtige. "Diese Haltung und dieses Engagement verbinden alle drei Preisträgerinnen und -träger des Aachener Friedenspreises 2021."

Der Aachener Friedenspreis wurde 1988 erstmals verliehen. Ziel der Auszeichnung ist es, Einzelpersonen oder Gruppen zu würdigen, die "von unten her" zu Frieden und Verständigung beitragen. Im vergangenen Jahr bekamen der in Marokko in der Flüchtlingsarbeit engagierte katholische Priester Antoine Exelmans und die brasilianische Menschenrechtsorganisation Centro Gaspar Garcia den Preis.

Aachener Friedenspreis

Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 an Menschen verliehen, die sich für Frieden und Dialog zwischen Konfliktparteien einsetzen. "Wir wollen sie ehren, wenn sie Frieden gestiftet haben durch Gerechtigkeitssinn, Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft auch Feinden gegenüber; durch Gewaltlosigkeit, Zivilcourage, Tatkraft, Sachlichkeit und Herz", heißt es in der Gründungserklärung.

Symbolbild Friedenstaube / © LittlePerfectStock (shutterstock)
Symbolbild Friedenstaube / © LittlePerfectStock ( shutterstock )
Quelle:
KNA
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