"Die Frontstellung zwischen Laiinnen und Laien einerseits und Bischöfen andererseits hat sich aufgelöst. Mittlerweile arbeiten wir bei den synodalen Versammlungen gut zusammen", sagte Hemel dem Portal katholisch.de am Donnerstag.
Für ihn sei es "sehr wichtig", die Stimme der katholischen Kirche in Deutschland zu artikulieren und auch in der Weltkirche deutlich zu machen, "gleichzeitig aber auch das Gemeinsame zu suchen, denn wir können nur gemeinsam Kirche sein".
Nicht alle Gruppen gut im ZdK vertreten
Im katholischen Kontext gebe es die Besonderheit, den "Blick auf die Weltkirche" als Argument einzusetzen, um möglichst wenig zu verändern, so Hemel. "Als gäbe es anderswo in der Weltkirche keinen Reformbedarf! Und da sehe ich die Stimme aus Deutschland mit ihrer großen Tradition fundierter theologischer Argumentation als wichtigen Beitrag."
Das ZdK als Vertretung der Laien in der katholischen Kirche in Deutschland repräsentiere deren Basis. Aber, so Hemel: "Nicht alle Gruppen in der Kirche sind schon gut im ZdK vertreten." Als Beispiele nannte Hemel muttersprachliche Gemeinden mit Katholiken aus anderen Ländern. "Auch junge Menschen fehlen oft." Zudem beschäftige ihn die Frage der Diversität, "etwa eine stärkere Gleichberechtigung von Frauen".
Fragen nach Zusammenhalt und Nachhaltigkeit
Daneben müsse das ZdK die Frage nach der wirtschaftlichen und ökologischen Nachhaltigkeit sowie nach sozialem Zusammenhalt stellen, so das CDU-Mitglied. Auch eine Stärkung der Ökumene und den Blick auf Europa sieht der Präsidentschaftskandidat als wesentlich an.
Das oberste deutsche Laiengremium wählt auf seiner Vollversammlung am Freitag einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den bisherigen Präsidenten Thomas Sternberg. Neben Hemel bewirbt sich die Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbands, Irme Stetter-Karp, um das Amt.
Kirche nicht auf ihre dunklen Seiten begrenzen
Mit Blick auf den Missbrauchsskandal sagte Hemel: "Wir haben inzwischen auch gelernt, dass die Kirche manchmal tatsächlich eine Täterorganisation ist." Die Berichte von Missbrauchsbetroffenen hätten in diesem Bereich viel bewirkt. "Sie haben uns deutlich gemacht, dass es nicht nur Täter unter den Priestern gab, sondern auch ein Umfeld, das weggeschaut hat und die Taten dadurch gedeckt und ermöglicht hat." Zugleich dürfe man die Kirche nicht auf ihre "dunklen Seiten" begrenzen.
In Zeiten, in denen die religiöse Sprachfähigkeit der meisten Menschen abnehme, müsse das ZdK "die Stimme einer demokratiefähigen Religion sein, die dafür sorgt, dass religiöse Positionen gehört und verstanden werden", so Hemel weiter. "Ich glaube, wir brauchen auch eine veränderte Stimmungslage des Christentums in Deutschland. Wir sind ziemlich am Boden, gar keine Frage. Aber wer am Boden ist, der hat auch oft die Kraft, aufzustehen und nach vorne zu gehen."