Weltweit habe die Pandemie bislang mehr als fünf Millionen Todesopfer gefordert, sagte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck am Donnerstag. "Angesichts dieser traurigen Wegmarke sind meine Gedanken bei den vielen Verstorbenen, ihren Angehörigen und Freunden". Der Ruhrbischof rief zum gemeinsamen Gebet für die Toten und die Hinterbliebenen auf - und zur Impfung gegen das Coronavirus.
Die aktuelle Situation sei dramatisch, mahnte Overbeck. "Wir alle können unseren Beitrag dazu leisten, die vierte Welle zu brechen", betonte er. Jeder könne mithelfen, den "Kreislauf der Pandemie" zu durchbrechen und diejenigen zu schützen, die sich aus gesundheitlichen Gründen oder einem zu jungen Alter nicht impfen lassen könnten.
"Kreislauf der Pandemie durchbrechen"
Ähnlich äußerte sich der Münsteraner Bischof Felix Genn. Er wolle nicht "den Zeigefinger auf die Menschen richten, die sich nicht impfen lassen möchten, obwohl sie es könnten". Aber Impfen sei nicht mehr nur eine Privatsache, sondern zugleich ein Akt der Solidarität mit den Schwächsten in der Gesellschaft.
Aus Sicht des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf könnte der Advent angesichts der Corona-Krise für manche Menschen ein Weckruf für Glaube und Gebet werden. "Vielleicht ist die kommende Adventszeit auch eine Zeit der religiösen Erschütterung, denn die Botschaft des 1. Advent ist nicht die Beruhigung, sondern das Wachwerden", schrieb Kohlgraf auf Facebook. In dem Post warb er: "Vielleicht nehmen Sie auch die Einladung zu Gebet und Gottesdienst an."
Besonders bete man jetzt für die Toten der Corona-Pandemie in Deutschland, die Kranken und die Angehörigen. "Die Zahlen sind erschütternd. Daher werbe ich zunächst nochmals eindringlich für die Impfung", betonte Kohlgraf.
Aufruf zum Impfen
Bereits am Mittwoch hatte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, ihren Aufruf zur Impfung erneuert. Diese bislang freie individuelle Entscheidung müsse nun durch einen klaren politischen Beschluss erneuert werden, betonte die Sozialwissenschaftlerin. "Wir brauchen die Impfpflicht - jetzt." Die Gesellschaft werde ihre Freiheit nur durch Solidarität zurückgewinnen.
Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz hatte das Impfen zu Wochenbeginn als moralische Pflicht bezeichnet, sich jedoch nicht zu einer gesetzlichen Pflicht geäußert. Damit positionierte sich die Bischofskonferenz ähnlich wie die neue EKD-Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Annette Kurschus.