DOMRADIO.DE: Viele Menschen gehen in Kirchen, um eine Kerze anzuzünden. Doch einfach mal mitten in der Stadt eine Opferkerze auf einem Lastenfahrrad anzuzünden, ist eher ungewöhnlich. Was steckt hinter dieser Idee?
Dr. Dominik Meiering (Leitender Pfarrer der Kölner Innenstadtgemeinden): Menschen sollen auch draußen die Möglichkeit haben, eine Kerze zu entzünden. Das ist die Idee. Wir erleben es in unseren Innenstadtkirchen, dass viele Menschen mit ihren Gebeten, Bitten und Sorgen um ihre Angehörigen und Freunde kommen und Kerzen entzünden.
Deshalb haben wir uns gedacht, dass wir damit auch mal nach draußen gehen. Wir haben ein Lastenfahrrad ein bisschen umgebaut und sind damit in den nächsten Wochen an vielen Orten in der Kölner Innenstadt und laden die Menschen ein, eine Kerze anzuzünden, ein bisschen Licht in die Welt zu bringen und an einen lieben Menschen zu denken.
DOMRADIO.DE: Lastenfahrräder kennt man aus dem Stadtbild. Wie sieht dieses Umgebaute den aus?
Meiering: Es hat drei Räder und eine große Kiste. Auf diese Kiste haben wir einen schönen Tisch montiert.
DOMRADIO.DE: Das ist ja nur ein Teil der Aktion. Die Internetseite "www.damitshellerwird.koeln" ist ab sofort freigeschaltet. Was wird denn sonst noch alles angeboten?
Meiering: Es wird tägliche Impulse geben. Aber das Wichtigste ist eine gute Informationsseite im Hinblick auf alle Themen, die jetzt im Advent und rund um Weihnachten anstehen. Da geht es um die Gottesdienste, aber auch Konzerte, Führungen und weitere unterschiedliche Dinge.
Auch die aktuellen Corona-Informationen werden wir dort eintragen. Ich glaube, es sind fast tausend Veranstaltungen, die dort aufgeführt sind. Damit kann man sich umfassend orientieren, was es in den Innenstadtgemeinden in diesen Tagen alles gibt.
DOMRADIO.DE: Mit welchem persönlichen Gefühl gehen Sie in diese Adventszeit?
Meiering: Ich finde, wir dürfen uns die Freude nicht verhageln lassen. Wir müssen wachsam sein. Wir müssen sensibel füreinander sein. Aber gleichzeitig sollten wir auch tun, was wir tun können. Nichts zu machen, ist keine Alternative. Sich nur einzuschließen, ist vielleicht auch nicht die Lösung.
Wir regeln die Dinge mit sehr viel Aufwand, mit sehr viel Engagement. Es gibt viele Leute, die zu uns kommen und sagen: "Wir stellen uns an die Kirchentüren und kontrollieren. Wir sorgen dafür, dass alle sicher sitzen" und dergleichen mehr. Da haben wir in den vergangenen Tagen schon viel Zeit und Hirnschmalz rein investiert.
DOMRADIO.DE: Ist das Motto "Damit es heller wird" bewusst auch als ein Mutmacher in dieser Zeit gewählt worden?
Meiering: Ja. Und es ist nicht nur ein Corona-Thema, sondern auch ein adventliches Thema. Wir warten ja irgendwie darauf, dass das Licht wieder neu zu uns kommt. Weihnachten ist ja auch die Wintersonnenwende. Von da an wird es wieder heller. Wir sehnen uns natürlich nach dem Licht am Ende des Tunnels.
Wir stellen auch ganz bewusst die geistliche Frage, was man denn selbst tun kann, damit es wieder heller wird. Das fängt mit der Selbstmotivation, wie einem morgendlichen Gebet, an und geht damit weiter, einen lieben Menschen anzurufen, der sich vielleicht darüber freut. Diese Dinge, die wir versuchen ins Gespräch zu bringen, findet man auch auf dieser Seite.
Das Interview führte Carsten Döpp.