"Aktuell ist es ja so, dass uns das Evangelium in der Messe grundsätzlich von einem Priester ausgelegt wird - und im Katholizismus geht das einher damit, dass das nie eine Frau sein kann", sagte May am Freitag in einem Interview des Portals katholisch.de. "Wir bekommen dadurch immer nur eine männliche Sicht auf das Evangelium", kritisierte May, die eine von vier Sprecherinnen der Frauenkommission ist.
Aus den Erfahrungen von Frauen in der Kommission wisse man, dass es durchaus Orte gebe, an denen etwa auch eine Gemeinde- oder Pastoralreferentin predige. "Dass das versteckt wird, finde ich schade. Es ist typisch für unsere Kirche, dass manches möglich ist, man aber nicht zu laut darüber sprechen sollte", sagte May. Genau das wolle sie aber tun. "Warum gibt es bei uns im Bistum nicht ein oder zwei Sonntage im Jahr, an denen ganz bewusst Frauen predigen und die Schrift auslegen?", fragte sie.
"Arbeit aus Sicht der Frauen gestalten"
Die Frauenkommission war im Juni als Beratungsgremium des Bischofs ins Leben gerufen worden. Zwölf Frauen wurden in das neue Gremium gewählt. Frauen aus den Verbänden Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) hatten Bischof Peter Kohlgraf die Einrichtung einer Frauenkommission vorgeschlagen. Er stimmte zu.
Die Frauenkommission betrachte er als "eine gute Gruppe, um die Arbeit zu Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Verkündigung und Sprache aus Sicht der Frauen zu gestalten", sagte Kohlgraf Mitte September bei der konstituierenden Sitzung der Kommission. Diese hat vier gleichberechtigte Sprecherinnen gewählt: Neben Ina May aus Darmstadt sind dies Ursula Büsch aus Ingelheim-Heidesheim, Nicola Ines Diefenbach aus Eppertshausen und Andrea Keber aus Nieder-Olm.