Papst Franziskus hat zu mehr Geduld in der Kirche aufgerufen. "Eine Kirche, die sich von Veränderungen nicht erschüttern und stören lässt, sondern das Neue gelassen aufnimmt und Gegebenheiten im Licht des Evangeliums abwägt", sei sein Wunsch, so der 84-Jährige bei einem Treffen mit Kirchenvertretern in der zyprischen Hauptstadt Nikosia am Donnerstag.
Geduld bedeute zugleich, ein Ohr und Herz zu haben für unterschiedliche Glaubensformen und Kulturen. "Die Kirche will bitte nicht vereinheitlichen, sondern mit mütterlicher Geduld integrieren", so Franziskus Appell. Das sei auch Ziel der von ihm ausgerufenen Weltsynode bis 2023.
Vielfalt der Kirche auf Zypern
Franziskus lobte die Kirche auf Zypern, die reich an Vielfalt sei, für ihre wertvolle Bemühung bei der Aufnahme von Geflüchteten. Die katholische Kirche sei ein offener Raum, in dem alle willkommen seien. Vielfalt dürfe nie als Bedrohung für die Identität empfunden werden; sonst wüchsen Angst, Misstrauen und Kriegsgefahr.
"In der katholischen Kirche gibt es keine Mauern und soll es bitte keine Mauern geben: Sie ist ein gemeinsames Haus; sie ist ein Ort der Beziehungen, sie ist ein Zusammenleben der Vielfalt", bekräftigte Franziskus und verwies mehrfach auf den zyprischen Nationalheiligen Barnabas als einen geduldigen Begleiter und offenen Zuhörer.
Gott im Gebet suchen
Die anwesenden Bischöfe rief Franziskus auf, als Hirten Gott im Gebet zu suchen. Die Priester bat er um Geduld mit den Gläubigen. "Seid niemals strenge Richter, sondern immer liebevolle Väter", so Franziskus. Gott selbst werde nicht müde zu vergeben.
So brauche es abgesehen von Geduld auch Geschwisterlichkeit, wie es sie zwischen den Aposteln Paulus und Barnabas gegeben habe. Die beiden hätten Meinungsverschiedenheiten gehabt und diskutiert, das sei wichtig. Doch es gehe nie darum, sich zu bekriegen, sondern darum, die Lebendigkeit des Geistes auszudrücken, so der Papst.
Treffen mit Kardinal Rai
Franziskus begrüßte in seiner Ansprache die vielfältige lateinische Kirche auf Zypern und bedankte sich beim maronitischen Patriarchen Bechara Boutros Rai für dessen Worte. Wenn er an den Libanon denke, den Sitz der maronitischen Kirche, bereite ihm die dortige Krise große Sorgen, so der Papst. Er spüre das Leid der Bevölkerung und wünsche sich Frieden.
Rai hatte zuvor bekräftigt, die Beziehungen der maronitischen Kirche zu anderen Kirchen und der zyprischen Regierung seien gut. Zugleich beklagte Rai die bestehende "traurige Teilung Zyperns", Hass und Krieg. Die Anwesenheit des Papstes sei ein starkes Zeichen.