Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) forderte Brühl: "Da reichen keine 20 bis 25 Euro aus, das müssen kurzfristig mindestens 100 Euro im Monat sein." Arme oder von Armut bedrohte Menschen seien nicht nur wegen der Pandemie finanziell "und oft auch psychisch" am Limit, sagte der Vorsitzende des Dachverbandes der Tafeln in Deutschland. Es komme derzeit verschärfend die Inflation hinzu, die viele Dinge des täglichen Lebens verteuere. "Die Inflation ist für arme Menschen eine echte Bedrohung."
Studenten, Gastro und Kultur
Die anhaltende Corona-Pandemie mache sich auch bei der Zusammensetzung der Tafel-Kunden bemerkbar, sagte Brühl. Der Anteil an Kurzarbeitern sei enorm gestiegen. "Wir können sehen, wer in der Pandemie unzureichende oder zu späte Hilfen bekommen hat: Viel mehr Studenten, aber auch Menschen aus der Gastro-Szene oder aus dem Kultursektor kommen nun zu den Tafeln."
Ältere Menschen blieben den Einrichtungen indes häufiger fern, Mittagstische und Senioren-Cafes müssten aufgrund von Corona ausfallen. Es säßen jetzt viele alte Menschen ohne Lebensmittel und ohne soziale Kontakte allein zu Hause, vermutete Brühl. "Die vierte Corona-Welle ist auch eine Vereinsamungswelle", so der Tafel-Chef.