Mehrheit der Polen würde an Heiligabend Migranten aufnehmen 

Hilfe für Migranten an Heiligabend

Noch immmer harren Migranten an der Grenze von Belarus nach Polen aus. Laut einer Umfrage wäre eine Mehrheit der Polen - darunter vor allem Nichtgläubige - bereit, einen Geflüchteten an Heiligabend bei sich aufzunehmen.

Polnische Sicherheitskräfte umringen Migranten, die an der Grenze zu  / © Czarek Sokolowski (dpa)
Polnische Sicherheitskräfte umringen Migranten, die an der Grenze zu / © Czarek Sokolowski ( dpa )

Bei 56,6 Prozent wäre nach eigenen Angaben zu Weihnachten ein Platz an ihrem Tisch für einen Flüchtling frei, wie eine Erhebung für die Tageszeitung "Rzeczpospolita" (Donnerstag) ergab. Dagegen würden 35,0 Prozent ihn abweisen. Die restlichen Befragten legten sich nicht fest. In Polen ist es eine beliebte Tradition, an Heiligabend am Tisch ein Gedeck mehr als nötig aufzulegen - für den Fall, dass ein Überraschungsgast oder ein Bedürftiger eintrifft.

Laut der Umfrage überwiegen bei Personen, die ihren Glauben regelmäßig praktizieren, allerdings Vorbehalte gegenüber Migranten. Von ihnen würden demnach nur 45 Prozent einen Flüchtling an Heiligabend willkommen heißen, 48 Prozent würden ihn nicht an ihren Weihnachtstisch lassen. Hingegen gaben 70 Prozent der Nichtgläubigen an, einen Migranten aufzunehmen. 28 Prozent von ihnen wären dazu nicht bereit.

Wie die Kirche zu den Migranten steht

Unterdessen unterstützte die katholische Kirche in Polen den Aufruf von Papst Franziskus zur Aufnahme und Begleitung von Geflüchteten. "Wir sind bereit, auf der Grundlage der bestehenden rechtlichen Möglichkeiten und in Übereinstimmung mit den geltenden staatlichen Migrationsregeln all jenen zu helfen, die den Willen äußern, in unser Land zu kommen und sich hier niederzulassen", erklärte der Ständige Rat der Bischofskonferenz.

Diese Menschen sollten angenommen werden. Es gehe etwa um Hilfe bei der Integration in die polnische Gesellschaft, dem Erlernen der polnischen Sprache und der Vorbereitung auf den Einstieg in einen Beruf. Die Caritas unterstütze seit vielen Jahren Einwanderer, die in Polen leben und arbeiten.

Politisches Tauziehen

Bislang lehnt die Regierung in Warschau die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten strikt ab. Sie wirft dem belarussischen Regime vor, Menschen aus Krisenländern wie Syrien, Irak und Libanon über die Landesgrenze nach Polen einzuschleusen. Auch Polens katholische Bischöfe hatten das scharf verurteilt und zugleich zur Hilfe für die Opfer des "rücksichtslosen politischen Handelns" aufgerufen.

Der Pressesprecher der Bischofskonferenz, Leszek Gssiak, erklärte nun, es sei darüber ein Dialog mit der polnischen Regierung notwendig. Dieser werde aber erst möglich sein, wenn bestimmte rechtliche Möglichkeiten geschaffen würden, "auf die wir als Kirche keinen Einfluss haben".


Quelle:
KNA